Steam Deck: Mit Spielekonsolen an die Front: Ukraine steuert Maschinengewehre mit Joysticks fern

Not macht erfinderisch: Ukrainische Soldaten zeigten kürzlich, wie sie einen ferngesteuerten Geschützturm kontrollieren. Dabei übernimmt eine Spielekonsole eine wichtige Rolle.

Ein Aufenthalt an der Front ist lebensgefährlich. Zur Bewachung von Gebäuden, Durchgängen oder bestimmten Bereichen sind ferngesteuerte Waffen daher ein beliebtes Mittel, sich selbst möglichst aus der Schusslinie zu nehmen. Auch die Ukraine setzt bei der Verteidigung gegen Russland auf zahlreiche Systeme, die von Soldaten aus der Ferne kontrolliert und bedient werden. Darunter auch die Lafette namens „Shablia“ (zu deutsch: Säbel), welche man nun der Öffentlichkeit präsentiert hat.

Waffenlieferungen an die Ukraine 06.15

„Shablia“ ist ein Gestell, auf dem im Video ein Maschinengewehr, vermutlich MG PK, installiert ist. Beiträge der ukrainischen Streitkräfte und „TPO Media“ zeigen, wie der Einsatz des Kampfmittels an der Front aussehen kann. Es sei auch möglich, Panzerabwehrwaffen darauf zu installieren, heißt es. Die Bedienung erfolgt laut Quelle über eine Fernsteuerung aus bis zu 500 Metern Entfernung. Genug, um Soldaten nicht unnötig zu gefährden.

Steuerung der Waffen erfolgt über Spielekonsole

Das Waffensystem macht im Internet aber auch deshalb die Runde, weil sich die Streitkräfte bei der Wahl der Fernbedienung von ihrer kreativen Seite zeigen. Sie nutzen dafür eine Handheld-Spielekonsole der amerikanischen Firma Valve, genannt Steam Deck. Eigentlich handelt es sich dabei um eine Plattform, die es ermöglicht, grafisch aufwändige PC-Spiele aus der Steam-Bibliothek unterwegs zu spielen.

Ukraine Sablya Steam Deck
Die „Shablia“ wird mit einem Steam Deck, einer Handheld-Spielkonsole für rund 400 Euro gesteuert.
© facebook / tro.media.news

Anders als eine Nintendo Switch, ist die Software-Architektur der Valve-Konsole offen für alternative Betriebssysteme und Software, was sie für findige Programmierer zu einem vielseitigen Stück Hardware macht. Erst das macht einen solchen Einsatz fernab der ursprünglichen Funktion erst möglich. 

Die aktuelle Form der „Shablia“ ist auf ein Gruppenfinanzierungsprojekt aus der Zeit der Krim-Annexion zurückzuführen. Damals sammelte das ukrainische „Peoples Project“ Geld für dessen Entwicklung und Instandhaltung.

FB Video Sablya

Was die neue Steuerung betrifft, hat sich der US-Hersteller Valve bisher nicht zu Wort gemeldet. Eigentlich gelten die USA (und dort ansässige Unternehmen) als Verbündete der Ukraine. Doch der Einsatz für die Steuerung von Waffen war auch schon in anderen Fällen ein Problem – erst im Februar schränkte das Raumfahrtunternehmen SpaceX den Internetdienst Starlink für Drohnen ein, die für Angriffe an der Front einsetzt werden (Starlink legt Internet für Drohnen in der Ukraine lahm).

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