100 Tage nach erstem Corona-Fall: New York nach dem Lockdown: Szenen einer Stadt, die wieder aufmacht

New York war zwischenzeitlich das Epizentrum der Corona-Pandemie. Inzwischen sind die Fallzahlen stark gesunken – und auch die Unruhen am Rande der Polizeiproteste haben sich gelegt. Die US-Metropole wagt vorsichtige Schritte zurück zur Normalität.

Genau 100 Tage nach der ersten bestätigten Coronavirus-Infektion hat die Millionenmetropole New York mit ersten Lockerungsmaßnahmen begonnen. Bei strahlendem Sonnenschein dröhnten am Montag wieder Presslufthammer, zahlreiche Geschäfte öffneten für eingeschränkten Betrieb, und deutlich mehr Menschen waren auf den Straßen unterwegs.

Mit dem Start von Phase eins eines vierstufigen Öffnungsplans des Bundesstaates New York dürfen unter anderem die Arbeiten auf mehr als 32.000 Baustellen und in den Fabriken der Stadt wieder starten. Außerdem können Einzelhändler telefonisch und online Bestellungen annehmen und ihren Käufern im Laden übergeben. Publikumsverkehr ist in den Geschäften noch nicht erlaubt. Bis zu 400.000 Menschen könnten Schätzungen zufolge in der ersten Phase des Öffnungsplans ihre Arbeit wieder aufnehmen. Um überfüllte U-Bahnen zu vermeiden, setzt die Stadt auf Busverkehr. Mehr als 30 Kilometer zusätzliche Busspuren würden kurzfristig ausgewiesen, sagte Bürgermeister Bill de Blasio.

Bisher rund 204.000 Corona-Fälle in New York

Nach dem ersten Fall am 1. März wurden in der Metropole New York bisher rund 204.000 Corona-Erkrankungen bestätigt. Fast 17.200 Tote wurden positiv auf Covid-19 getestet, die Stadt geht von zusätzlich rund 4700 Toten aus, die ebenfalls infiziert gewesen sein könnten.

Passagiere auf dem Bahnsteig am U-Bahnhof Times Square
Für die Rush Hour in New York City am Montagmorgen noch überschaubar: Passagiere am U-Bahnhof Times Square
© David Dee Delgado/Getty Images/AFP

„Heute ist der Tag, an dem wir anfangen, uns von dieser Krankheit zu befreien“, sagte Bürgermeister de Blasio bei einer Pressekonferenz im Hafen des Stadtteils Brooklyn. „Das ist der erste Tag der Wiedereröffnung, und er wurde durch die harte Arbeit der New Yorker ermöglicht.“ Weiterhin nötig seien aber Masken, wenn ein Sicherheitsabstand von rund zwei Metern nicht eingehalten werden könne, und Hygienemaßnahmen wie Händewaschen.

Social Distancing Zeichen
Trotz Lockerungen immer noch das Gebot der Stunde in der Stadt: Social Distancing – Abstand halten
© David Dee Delgado/Getty Images/AFP

In den vergangenen zwei Wochen war der Alltag in New York zusätzlich von den Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus und einem daraufhin von der Stadt verhängten nächtlichen Ausgangsverbot geprägt. Am Rande der Demonstrationen war es vergangene Woche zu Sachbeschädigungen und Plünderungen gekommen, so dass von Dienstag bis Samstag von 20.00 Uhr an die Sperre galt. Hintergrund der Proteste in den USA ist der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis am 25. Mai.

Antiquitätenhändler in Carroll Gardens
Über die ganze Stadt verteilt nahmen viele Shops wieder den Betrieb auf, so wie dieser Antiquitätenhändler in Carroll Gardens
© Stephanie Keith/Getty Images/AFP

Proteste gehen weiter, bleiben aber friedlich

Am Wochenende und auch am Montag gingen die Proteste weiter, sie blieben jedoch friedlich. Unter anderem demonstrierten Hunderte Bedienstete der Stadt gegen den Umgang des Bürgermeisters mit der Krise. Dieser habe unter anderem aggressives Polizeiverhalten und Festnahmen über Nacht nicht verhindert. Vergangene Woche hatten mehr als 400 aktuelle und frühere Mitarbeiter der Stadt in einem offenen Brief gefordert, dass die Kompetenzen der Polizei zurückgefahren werden.

Trotz der Lockerungen bleiben Gaststätten und Bars für Gäste zum Hinsetzen geschlossen, Essen und Getränke außer Haus sind aber wie bisher auch schon erlaubt. Auch der reguläre Betrieb in Büros ist noch untersagt. Die nächste Öffnungsphase soll frühestens in zwei Wochen in Kraft treten.

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