Es war die große Show: 140 Minuten lang zeigten Tim Cook und seine Leute auf der Bühne der World Wide Developers Conference eine Neuheit nach der nächsten (hier können Sie das gesamte Event nachlesen). Zwischen allerlei Hochkarätern konnte eine Neuerung nicht so sehr strahlen, wie sie es verdient hätte: Apples neuer Log-In-Dienst „Sign in with Apple“ hat das Potenzial, Spammern und Hackern das Leben mächtig schwer zu machen.
Auf den ersten Blick wirkt Apples Dienst reichlich altbacken: Legt man auf einer Webseite oder in einer App ein Konto an, kann man sich statt mit der E-Mail nun auch mit seinem Apple-Account anmelden. Ein Service also, wie ihn Facebook und Google schon seit Ewigkeiten anbieten. Doch Apple wäre nicht Apple, wenn man es nicht anders machen würde.
Apple sagt Spammern den Kampf an
Denn anders als die werbefinanzierten und datenhungringen Konkurrenten will Apple mit dem Angebot nicht möglichst viele Zugänge zu Webseiten anhäufen – im Gegenteil. Mit dem neuen Dienst sollen die Apple-Kunden ihre Privatsphäre sogar schützen, erklärte Software-Chef Craig Federighi bei der Vorstellung. Das erreicht man mit einem einfachen Trick: Sollte der Dienst nach der E-Mail-Adresse des Kunden fragen, bekommt er von Apple statt der echten eine willkürlich generierte übergeben. Der Clou: Über Apple bekommt der Nutzer die Mails des Anbieters trotzdem – nur, dass dabei seine eigentliche Mail-Adresse geschützt bleibt.iOS 13: Diese Geräte bekommen das Update
Der Vorteil liegt auf der Hand: Kommt die Adresse durch den Drittanbieter in die Hände von Ganoven, etwa, indem der sie an Spammer verkauft oder wenn Hacker die Server ausplündern, ist die Gefahr im Vergleich zu einer echten E-Mail-Adresse deutlich geringer. Ein Hacker kann die Mail etwa nicht nutzen, um sich in andere Dienste einzuloggen – Apple generiert für jeden Account eine eigene Mail-Adresse. Weil jede dieser Adressen zudem im Konto des Nutzers einzeln gelistet ist, kann der genau schauen, von welchem Dienst die Bösewichte die Adresse erhalten haben.
Auch vor Spam kann der iKonzern seine Kunden so besser schützen: Laut Federighi können die Nutzer jede der generierten Mail-Adressen mit wenigen Klicks löschen – ohne dass der Rest ihres Kontos betroffen ist. Bekommt man also zuviel Spam, kann man nur den Urheber loswerden, alles andere funktioniert wunderbar weiter.
Kundenbindung auf andere Art
Natürlich hat sich Apple das System nicht nur aus Menschenliebe überlegt. Auch der Konzern hat dadurch handfeste Vorteile. Zum einen kann man sich so mit wenig Aufwand weiter seinen Ruf als Schützer der Privatsphäre zementieren. In Zeiten, in denen die Skepsis vor den Datenhorten der Internetkonzerne wächst, ist das schon viel wert.
Noch wichtiger ist aber ein zweiter Aspekt: Wie schon Google und Facebook bindet auch Apple seine Kunden mit dem Dienst stärker an das eigene Ökosystem. Steht nämlich irgendwann der Kauf eines neuen Smartphones an, überlegt man sich sehr gut, ob man mit dem anderen Gerät auch den Zugang zu Dutzenden Webseiten verliert, bei denen man sich über Apple angemeldet hat. Der Griff zum iPhone wird so für treue Kunden also noch attraktiver.
Posts aus derselben Kategorie:
- WWDC 2020: iOS 14, das nächste MacOS und mehr: Das Apple-Event im Liveticker
- „Far Out“: iPhone 14, Apple Watch Ultra und vieles mehr: Das war das Apple-Event
- Stiftung Warentest: Smartwatches bei Warentest: Apples einziger Konkurrent bleibt Apple selbst
- App Store: Apple erreicht Aufschub bei Lockerung der App-Store-Regeln
- Verbannung aus App Store: iPhone-Nutzer bieten ihre Smartphones mit Fortnite für tausende Euro an