Ex-stern-Chefredakteur tot: „Von Herzen danke!“ – So verabschieden sich enge Wegbegleiter von Michael Jürgs

Der ehemalige Chefredakteur des stern, Michael Jürgs, ist im Alter von 74 Jahren nach langer Krankheit in Hamburg gestorben. Erst vor Kurzem hatte ihn der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger noch mit dem Theodor-Wolff-Preis für sein Lebenswerk geehrt. Der Mann, der den stern von 1986 bis 1990 führte, sei ein engagierten Verteidiger des unabhängigen Journalismus. Im Frühjahr 2018 war er an Krebs erkrankt, konnte deswegen zur Verleihung schon nicht mehr persönlich erscheinen. 

So erinnern sich Wegbegleiter, Publizisten und Journalisten an Jürgs.

Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel: „Mit Michael Jürgs verlieren wir – und mit ‚wir‘ meine ich Gruner+Jahr, den deutschsprachigen Journalismus und auch unser Land – einen der großen, aufrechten Journalisten. Einer, der leidenschaftlich und unbeirrbar die Wahrheit und die gute Geschichte suchte und beides immer wieder fand: in den politischen Verhältnissen wie auch in den Biografien außergewöhnlicher Menschen. Seine inhaltliche Bandbreite war vorbildlich, seine Neugier enorm, und nicht nur seine Texte über Axel Springer oder Romy Schneider werden bleiben – auch die  Erinnerung an einen Kollegen, der Gruner+Jahr und dem stern immer eng verbunden blieb. Ich persönlich werde seine Anfeuerungen vermissen, sein Anteilnehmen am heutigen Blattmachen, seine Anrufe und Kurznachrichten egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Wir werden ihn nicht vergessen.“

Anna-Beeke Gretemeier und Florian Gless, Chefredakteure stern: „Als wir im Januar als Chefredakteure des stern angefangen haben, war Michael Jürgs bereits sehr krank. Wir haben uns dann immer wieder per Email ausgetauscht. Sein Engagement für den stern war bis zuletzt kollegial und leidenschaftlich. Wir werden ihn als aufmerksamen Beobachter vermissen – ein journalistisches Vorbild wird er bleiben.“

Publizist und früherer „Stern“-Chefredakteur Michael Jürgs gestorben_11.25TV-Journalist Frank Plasberg: „Der Tag danach, der Tag nach einer ‚hart aber fair‘-Sendung war erst dann wirklich gut, wenn der Anruf aus Hamburg kam. Jürgs hier, bellte mich dann das Telefon an. Und dann gab es in zwei Sätzen die kürzeste und präziseste Sendungskritik. Der Tag danach – das ist mein Lieblingsbuch von Michael Jürgs. Es liegt auf meinen Nachttisch. Immer gab es für ihn einen Tag danach, einen Tag nach dem Tod des Vaters oder einen Tag nach dem Rausschmiss als stern-Chefredakteur. Für mich ist es ein Trostbuch. Der Tag danach ist jetzt der Tag des Abschieds. Von Herzen danke, Michael Jürgs.“

Nikolaus Blome, Vorsitzender der Jury des Theodor-Wolff-Preises: „Michael Jürgs war ein leidenschaftlicher Journalist und ein unerschrockener Publizist, ein weitblickender Begutachter unserer Branche und unseres Landes. Seine kluge, funkelnde Streitlust wird gerade in diesen Zeiten schmerzlich fehlen. ich bin froh, dass wir ihm den Theodor-Wolff-Preis für sein großartiges Lebenswerk noch verliehen konnten.“

Hans Leyendecker auf Süddeutsche.de: „Schreiben war für Michael Jürgs in der Krankheit „Therapie“ und ansonsten Leidenschaft. Er schrieb, wie Ludwig Börne einmal Jean Paul nachrühmte, ‚mit dem Blut seines Herzens und dem Saft seiner Nerven‘. (…) Das Besondere an ihm war die vollkommene Deckung von Werk und Mann: Der anscheinend nie beirrte Glaube an den Sinn dieser Arbeit. Und wen er mochte, den verwöhnte er. Manchmal sogar ohne Anlass. Er verteilte dann cum laude, wo auch ein zartes Lob genügt hätte.“

Ulf Poschardt, „Welt“: „RIP Michael Jürgs. Ein fantastischer Journalist, ein großartiger Kollege, schön, dass er den Theodor Wolff Preis für sein Lebenswerk noch erhalten und sich darüber freuen konnte. Ich werde seine klugen Hinweise sehr vermissen.“

Ulrike Simon, Horizont: „Michael Jürgs liebte seinen Beruf, er liebte den Journalismus. Er war schon lange nicht mehr im Amt, freute sich aber wie ein guter Chefredakteur über die, die ihre Arbeit gut machten: unbestechlich in der Haltung, hart in der Recherche, beim Schreiben kühl, aber zielsicher. Und er verachtete jene, die seinem Beruf Schande bereiteten.“

Quellen: Twitter / Horizont / Süddeutsche

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