Verkehr: Neues Montagekonzept: Friesenbrücken-Bauteile über Ems

Die Bauarbeiten an der neuen Friesenbrücke über die Ems kommen sichtbar voran. Für die bald anstehende Anlieferung und Montage der Brückenteile hat sich die Bahn ein neues Konzept überlegt. Die Arbeiten an dem Großprojekt dürften dann viele Schaulustige anziehen.

Für den Bau der neuen Friesenbrücke über die Ems bei Weener setzt die Deutsche Bahn (DB) auf ein neues Montage- und Logistikkonzept. Statt wie zunächst geplant über den Landweg sollen die neuen Brückenteile nun über die Ems angeliefert und montiert werden. Bei dem Abbau und Abtransport der alten Brückenteile 2021 habe man gesehen, wie gut dieses Verfahren über den Fluss funktioniere und gelernt, sagte der Projektleiter von DB Netz, Stefan Schwede. Der Transport über den Wasserweg soll Lärm, Verkehr und Umweltbelastungen vor Ort reduzieren – allerdings ist für den Einbau des 145 Meter langen drehbaren Brückenteils auch ein Aufstauen der Ems notwendig. Dafür läuft zurzeit ein Genehmigungsverfahren.

Die neue insgesamt 335 Meter lange Friesenbrücke soll laut der Bahn die größte Hub-Dreh-Brücke für den Eisenbahnverkehr in Europa werden und zum Fahrplanwechsel 2024/2025 in Betrieb gehen. Mithilfe der Brücke soll die Fahrtzeit zwischen dem niederländischen Groningen und Bremen auf weniger als zweieinhalb Stunden verkürzt werden. Ein Neubau wurde nötig, da ein Frachter 2015 die damals geschlossene Klappbrücke gerammt und zerstört hatte. Seitdem ist die Emsquerung in der Region für Fußgänger, Radfahrer und den Bahnverkehr unterbrochen.

Die Arbeiten am Neubau liegen laut der Bahn im Zeitplan. Mehr als 30 Firmen und Subunternehmen bauen mit. „Es passiert ganz viel parallel“, sagte Schwede. Ab August sollen die neuen Brückenteile, die zurzeit in Ungarn gefertigt werden, in den Papenburger Hafen geliefert werden. 70 Schwertransporte sind dafür nötig. Dort werden die Bauteile verschweißt und dann auf der Ems Richtung Baustelle gebracht. Etwa soll so der komplette Drehteil der Brücke, also das mittlere Brückensegment zwischen den beiden Vorlandbrücken, dort montiert und dann auf zwei Pontons auf dem Fluss verladen werden.

Ein Aufstauen des Flusses mit dem Emssperrwerk ist laut der Bahn notwendig, um hohe Strömungsgeschwindigkeiten zu verhindern, wenn das Brückendrehteil in aufgedrehter Position am Pfeiler montiert werden soll. Viele Schaulustige könnten den Einbau dann von den Emsdeichen aus verfolgen – ähnlich wie schon jetzt, wenn Kreuzfahrtschiffe der Papenburger Meyer-Werft auf der Ems überführt werden. Wer schon jetzt die Bauarbeiten verfolgen will, kann eine Aussichtsplattform nutzen, die die Bahn an der Baustelle errichtet hat.

Zurzeit wird an der Brückenbaustelle an Land und im Fluss gebaut. Wasserbauer setzen Spundwände für die Baugrube des Drehpfeilers der Brücke, der künftig das bewegliche, 1800 Tonnen schwere Mittelelement anheben und in rund acht Minuten um 90 Grad für den Schiffsverkehr öffnen kann. „Das ist das Herzstück der Anlage“, sagte Schwede. Die Arbeiten an dem Drehpfeiler seien wichtig, da davon viele weitere Arbeitsschritte abhingen.

Absehbar ist bereits, dass der Bau deutlich teurer wird als zunächst geplant. Die Kosten für Material und Personal verteuerten sich. Statt den anfangs angesetzten 125 Millionen Euro schätzt die Bahn die Kosten auf voraussichtlich mehr als 200 Millionen Euro.

Bahn-Informationen zur neuen Friesenbrücke

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