Influencer erhebt schwere Vorwürfe: Ex-Y-Titti-Youtuber: „Von AKK hätte ich etwas anderes erwartet als Populismus“

NEON: Mit Blick auf die Ereignisse der vergangenen Tage und Wochen, den Äußerungen von einigen Unions-Politikern stellt sich die Frage: Hat die Politik Social Media überhaupt verstanden?

Yilmaz: DIE Politik ist vielleicht etwas zu pauschalisiert. Denn: Manche Parteien haben die sozialen Netzwerke durchaus verstanden. Dennoch stehen die Parteien der Großen Koalition sinnbildlich dafür, dass sie es eben nicht tun. Social Media ist keine Einbahnstraße, wo man einfach nur Pressemitteilungen veröffentlicht – und bis auf ein paar kritische Journalisten keinen Gegenwind bekommt. Mittlerweile hat dort jeder die Chance, am Diskurs teilzunehmen und Druck auszuüben. Nur will das die Union offenbar entweder nicht verstehen – oder sie sitzen es aus, wie man es von ihnen schon gewohnt ist.

Was machen die Altparteien denn falsch?

Sie geben einem das Gefühl, einen nicht ernst zu nehmen. Das fängt allein damit schon an, wie sie auf das Video von Rezo reagiert haben. Sie reden mit den jüngeren Wählern, als seien sie kleine Kinder. Nun haben sie dafür den Denkzettel bekommen – die SPD etwas mehr als die Union. Nichtsdestotrotz sollte es beiden Parteien zu denken geben, dass sie so wenig Stimmen von U30-Wählern bekommen haben.

Wie genau hätten die Union und SPD auf das Rezo-Video reagieren sollen?

Definitiv mit mehr Verständnis, als sie es getan haben. Wobei die SPD mit einem Video ja noch reagiert hat. Bei der Union hatte es den Anschein, dass sie mit der Situation komplett überfordert waren. Das ganze Hin und Her mit Amthor. Erst hieß es, da kommt ein Gegen-Video. Dann wurde das wieder dementiert. Dann gab es nur diesen öffentlichen Brief auf der Homepage. Und letztendlich hat der Generalsekretär Paul Ziemiak Rezo zum Gespräch eingeladen. Aber wie wäre es mal damit, Fehler einzugestehen?Rezo 17.16Stattdessen hat es auf mich als Beobachter so gewirkt, dass die CDU/CSU laut eigener Aussage immer alles perfekt macht. Sie haben versucht, den Fokus der Debatte zu verschieben – indem sie nicht auf unsere Kritik eingegangen sind. Daran merkt man doch, dass es den Christdemokraten vor allem an Demut fehlt.

Was hältst du denn von der Äußerung von CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer, dass man darüber reden müsse, „was Regeln aus dem analogen Bereich sind – und welche Regeln auch für den digitalen Bereich gelten sollten“?

Diese Formulierung ist meiner Meinung nach eine Katastrophe. Schließlich reden wir hier über eine Frau, die Kanzlerin werden will. Von so einer Person hätte ich etwas anderes erwartet als Populismus. Nichts anderes ist das, was sie gesagt hat. Natürlich haben wir Influencer nach Artikel 5 des Grundgesetzes das Recht, unsere Meinung frei zu äußern. Und wenn wir das noch mit Fakten belegen, warum man diese Parteien nicht wählen kann, dann dürfen wir das auch.

Was müssen die Altparteien denn in Sachen Social-Media verbessern?

Zunächst einmal damit anfangen, es ernster zu nehmen. Das bedeutet allerdings nicht: Ach komm‘, wir setzen da jetzt einfach mal zwei Praktikanten ran. Die machen da jetzt mal witzige Youtube-Videos. Stattdessen geht es um mehr Transparenz. Die sozialen Netzwerke sind, wie eingangs erwähnt, keine Einbahnstraße. Die Altparteien müssen endlich verstehen, dass man im Netz auf Augenhöhe mit den anderen Usern ist. Deshalb geht es gerade darum, den Diskurs zu suchen – offen für Kritik zu sein. Nicht falsch verstehen: Ich meine damit jetzt nicht, dass über jedes einzelne Gesetz in Instagram-Stories abgestimmt werden soll – aber dass man zumindest mehr die Möglichkeit nutzt, die Community auch einzubinden. Das wiederum hat schließlich auch einen positiven Einfluss auf ihre Arbeit: Sie bekommen Feedback, entdecken vielleicht Themen, die den Menschen auf den Herzen liegen – und kämpfen gegen Politikverdrossenheit an. Nur: Wenn die Altparteien so weitermachen – vor allem die CDU/CSU – dann werden sie in Zukunft noch weniger Stimmen bekommen. Kurzum: Dann sehe ich schwarz – oder eben auch nicht. Rezo Twitter-Reaktionen auf sein Statement 2020

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