Die Berserker waren gefürchtete Gegner. Diese Wikinger versetzen sich in einen blutigen Rausch und fielen im Mittelalter wie wilde Tiere über ihre Gegner her. Ein Ethnobotaniker hat nun herausgefunden, welches Mittel sie in den Rausch versetzte.
Die Wikinger waren gefürchtete Krieger, aber besonders berüchtigt waren die Berserker unter ihnen. Das waren besondere Krieger, die nackt, bemalt und mit Fellen bedeckt in die Schlacht zogen. Zuvor steigerten sie sich in eine animalische Raserei und Wut. Ihre Kampfeslust war ungeheuerlich und kaum zu kontrollieren. Andere Wikinger waren gut beraten, den Rasenden aus dem Weg zu gehen. In ihrer Wut gingen sie unkontrolliert auf jeden los, der sich in ihnen in den Weg stellte. In der Schlacht waren sie kaum zu kontrollieren und kämpften bis zum Tod, auch schwere Verletzungen führten nicht dazu, dass sie das Gefecht aufgaben.
Berserker heulten wie Tiere
Für eine intelligente Kriegsführung mit komplizierten Manövern einzelner Soldaten, wie sie die Römer kannten, wären die gefährlichen Verrückten kaum zu gebrauchen. Aber im frühen Mittelalter waren sie eine Waffe, die Schlachten entscheiden konnten. Bei den damaligen Gefechten war es entscheidend, dass die Kämpfer eine lange Linie auf dem Schlachtfeld bildeten, die sich gegenseitig mit ihren Schilden deckten. Die Seite, deren Schildwall aufgerissen wurde, musste meist hohe Verluste einstecken und die Schlacht verloren geben.Wikinger Frauen als Kriegerinnen_11.30Uhr
Die Berserker sollten mit ihrer Wut den Gegner in Panik versetzen und den Durchbruch erzwingen, koste es, was es wolle. Sie verwandelten sich dabei in wilde Tiere. Sie heulten wie die Wölfe und bissen vor Wut auf ihre Schilde. Ihr Körper wurden vom Schüttelfrost gepackt, aber sie galten als unempfindlich gegenüber Eisen – Schwerter – und Feuer. Die fürchterlichen Krieger waren auch im Frieden Sonderlinge und Einzelgänger, denn sie starteten auch in ungeplante Amokläufe, wenn sie in die falsche Stimmung kamen.
Fliegenpilz nicht für den Zustand der Wikinger verantwortlich
Nun hat ein Wissenschaftler das Geheimnis ihrer Raserei entschlüsselt. Schon lange vermutete man, dass sich die Krieger mit Ritualen und Drogen in diesen Zustand versetzten. Frühere Theorien haben angenommen, dass Fliegenpilze angesetzt in Alkohol für den Zustand verantwortlich gewesen seien. Karsten Fatur, ein Ethnobotaniker an der Universität von Ljubljana in Slowenien, ist dagegen überzeugt, dass der Pilz nicht für den Zustand verantwortlich ist.
Laut Fatur könne es zwar durchaus sein, dass die Berserker Fliegenpilze verwandt hätten, die Pilze seien aber nicht die Ursache für den besonderen Zustand der Berserker. Denn starke Aggressivität und Hyperaktivität träten nur sehr vereinzelt bei Vergiftungen mit Fliegenpilz auf und seien keineswegs eine typische Wirkung. Seiner Meinung nach hat Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) die Berserker in ihren Rausch versetzt.Hexenmeister 17.09h
„Aus dem Kraut konnten sie einen Tee machen, man kann es in Alkohol einlegen, oder auch eine Salbe in Tierfett herstellen, die man auf der Haut verreiben kann.“ Ungefährlich war das nicht, da das Kraut durchaus giftig war, wenn man sich in der Dosierung irrte. Die Anwendung führte zu einer starken Abnahme des Schmerzempfindens. Die Krieger wären dabei „unberechenbar und höchst aggressiv“ geworden und hätten alle Hemmungen verloren und „den Kontakt zur Realität verloren“, so der Forscher. Das Kraut hat eine ganze Reihe von weiteren Nebenwirkungen wie Sehstörungen und manische Episoden.
Wirkung des Bilsenkrauts im Mittelalter
Das Bilsenkraut stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, breitete sich nordwärts nach Skandinavien aus. Die psychoaktive Wirkung war im ganzen Mittelalter bekannt. Das Kraut wurde in geringen Dosen sogar den mittelalterlichen Bieren beigemischt, bis die die Behörden diese Praxis 1507 verboten. Typisch für die Wirkung des Krauts ist die Unfähigkeit, Gesichter erkennen zu können. Und die Berserker waren dafür bekannt, im Kampf nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können.
Viele Armeen haben ihren Soldaten Drogen gegeben. Die USA gaben den Soldaten in Vietnam bewusstseinsverändernde Drogen. Hitlers Wehrmacht nutzte Metamphetamin. Bei dem „Panzerschokolade“ oder „Göring Pillen“ genannten Mittel handelte es sich um Pervitin. Es sollte aber nicht zu einem Rausch führen, sondern Müdigkeit und Hungergefühl unterdrücken und eine leichte Euphorie auslösen. Bei regelmäßiger Einnahme führte das Mittel allerdings zu Wahnvorstellungen und Aggressivität – das waren aber unerwünschte Nebenwirkungen, wegen derer das Mittel dann auch nicht mehr verabreicht wurde. Für ein so unkontrollierbares Medikament wie die Berserker-Droge war im modernen Krieg kein Platz.
Quelle: Journal of Ethnopharmacology.
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