Ex-Außenminister Christodoulides gewinnt Präsidentenwahl in Zypern

Zyperns früherer Außenminister Nikos Christodoulides ist zum neuen Präsidenten des EU-Landes gewählt worden. Der 49-Jährige setzte sich am Sonntag in der Stichwahl mit 51,92 Prozent der Stimmen gegen den Linkskandidaten Andreas Mavroyiannis durch, wie die Wahlbehörde mitteilte. Der parteilose Christodoulides, der von Mitte-Rechts-Parteien unterstützt wird, tritt die Nachfolge des 76-jährigen Präsidenten Nicos Anastasiades an, der nach zehn Jahren aus dem Amt ausscheidet. 

Christodoulides war als Favorit ins Rennen gegangen. Es wird erwartet, dass er in den von der UNO unterstützten Gesprächen über die jahrzehntelange Teilung der Mittelmeerinsel eine harte Verhandlungsposition einnehmen wird. „Der aktuelle Zustand verschlechtert sich nur noch“, sagte Christodoulides am Wahlabend. „Deshalb haben wir einen konkreten Plan, wie wir versuchen werden, aus der Sackgasse herauszukommen.“

Zypern ist seit 1974 geteilt. Die Türkei ist der einzige Staat, der die 1983 ausgerufene Türkische Republik Nordzypern anerkennt. Die griechischsprachige Republik Zypern trat 2004 der EU bei. Die UNO bemüht sich seit langem um eine Vermittlung, bisher allerdings ohne Erfolg. Die letzten Friedensgespräche unter UN-Schirmherrschaft waren 2017 gescheitert.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte auf Twitter, er freue sich darauf, mit Christodoulides in wichtigen Fragen „für die EU und für die Menschen in Zypern“ zusammenzuarbeiten, „um den Weg zu einer Lösung der Zypern-Frage zu ebnen“. Die griechische Präsidentin Katerina Sakellaropoulou rief Christodoulides an, um ihm zu gratulieren. Das „Zypern-Problem“ habe für Griechenland „höchste Priorität“, erklärte ihr Büro.

Der Präsident in Zypern vereint auf sich das Amt des Staatsoberhauptes und des Regierungschefs. Mit 49 Jahren ist Christodoulides, der sein Amt am 1. März antritt, das bisher jüngste Staatsoberhaupt in der Geschichte Zyperns. Er kündigte an, seine Regierung zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern zu besetzen.

Der 66-jährige Mavroyiannis gratulierte Christodoulides zum Wahlsieg und sagte: „Heute ist eine Reise zu Ende gegangen, eine großartige Reise, die ich mit tausenden Menschen geteilt habe.“ Er bereue, „dass wir nicht den Wechsel erreicht haben, den Zypern brauchte“.

Rund 500.000 Menschen waren auf der Mittelmeerinsel zur Wahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei gut 72 Prozent und damit etwas höher als bei der ersten Wahlrunde vor einer Woche. Zentrale Themen des Wahlkampfes waren die gestiegenen Lebenshaltungskosten, der Kampf gegen die Korruption sowie die irreguläre Migration.

Die Rentnerin Dora Petsa sagte, sie erwarte vom neuen Präsidenten, „die Zypernfrage zu klären“. Der 51-jährige Louis Loizides verwies jedoch auf „zu viele interne Probleme“ des Landes etwa in den Bereichen Wirtschaft und Migration.

Christodoulides war zwischen 2018 und 2022 der Außenminister Zyperns. Er gehörte früher der konservativen Regierungspartei Disy an, die ihn jedoch ausschloss, als er gegen den Willen der Partei zur Präsidentenwahl antrat. Der Disy-Kandidat war in der ersten Wahlrunde ausgeschieden. In der Folge gab die Regierungspartei vor der Stichwahl keine Wahlempfehlung ab.

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