Will Smiths Ohrfeige gegen Chris Rock sorgt auch zehn Tage nach der Oscar-Verleihung für Gesprächsstoff. Nun hat die „Los Angeles Times“ die Ereignisse der dramatischen Nacht rekonstruiert.
Als Will Smith am Abend des 27. März auf die Bühne im Dolby Theatre stürmte und Chris Rock eine schallende Ohrfeige verpasste, glaubten viele Gäste der 94. Oscar-Verleihung, es handele sich um eine einstudierte Nummer. Dass der Gewaltausbruch alles andere als geplant war, wurde erst klar, als sich Smith wieder auf seine Platz begeben hatte und in Richtung des Comedians brüllte.STERN PAID Porträt Will Smith 20.34
So schildert es Hollywood-Star Kevin Costner der „Los Angeles Times„. Die Zeitung hat mit zahllosen Zeugen des Vorfalls gesprochen und die Ereignisse jener Nacht rekonstruiert.
Nachdem Chris Rock die Bühne verlassen hatte, betrat Rapper Sean „Diddy“ Combs die Bühne, um Francis Ford Coppola, Al Pacino und Robert De Niro für eine Würdigung ihres Klassikers „Der Pate“ auf die Bühne zu bitten. Doch die Zuschauer konnten sich kaum auf den Mafia-Klassiker konzentrieren: „Ich habe noch nie einen so dramatischen Stimmungsabfall erlebt“, schildert ein Zeuge.
Chris Rock versucht es mit Humor
Währenddessen versuchte sich Chris Rock hinter der Bühne mit Humor von dem Schock zu erholen: „Ich wurde gerade von Muhammad Ali ins Gesicht geschlagen und habe keinen Kratzer abbekommen“, soll der Comedian einem nahe postierten Fotografen zufolge gewitzelt haben – in Anspielung auf eine frühere Rolle Smiths, in der er den berühmten Boxer verkörperte.
Gleichzeitig soll Rock die anwesenden Polizisten davon abgehalten haben, Smith zu verhaften und aus dem Saal zu geleiten. Dafür sollen die Vorsitzenden der Academy mit Will Smiths PR-Managerin Meredith O’Sullivan gesprochen und darauf gedrungen haben, dieser möge in der nächsten Werbepause den Saal verlassen.
Währenddessen redeten Tyler Perry und Denzel Washington auf Will Smith ein und versuchten ihn zu beruhigen. Der sei außer sich gewesen, berichtet eine Quelle. Auch Bradley Cooper versuchte, den Schauspieler zu beruhigen.
Will Smith weigert sich zu gehen
In der nächsten Pause überbrachte ihm O’Sullivan den Wunsch der Academy, er möge die Veranstaltung verlassen. Doch Smith weigerte sich: Er war fest davon überzeugt, er könne es wiedergutmachen. „Ich möchte mich entschuldigen“, sagte er Quellen zufolge. Dabei ging er bereits davon aus, auf die Bühne gerufen und ausgezeichnet zu werden.Kommentar Will Smith 12.22
Will Smith blieb also – auch, weil die Verantwortlichen der Academy nicht selbst mit ihm sprachen, sondern seine PR-Managerin vorschickten. Eine Entscheidung, die aufgrund des weiteren Verlaufs von einigen infrage gestellt wurde, wie es die „Los Angeles Times“ berichtet. „Sie hätten es ihm direkt sagen sollen“, sagte ein Gesprächspartner, der wie so viele ungenannt bleiben wollte. Andere zeigten Verständnis für den großen Zeitdruck, unter dem die Verantwortlichen standen – immerhin handelt es sich bei den Oscars um eine Live-Show.
Währenddessen drängte der Produzent der Veranstaltung, Will Packer, darauf, dass Will Smith bleiben solle. Dabei berief er sich auch auf Chris Rock – fälschlicherweise, wie Leute aus dem Umfeld des Comedians behaupten. In der nächsten Werbepause – der letzten, bevor der Oscar für den besten männlichen Hauptdarsteller überreicht wurde, – lief Packer zu Smith und seiner PR-Managerin und sagte: „Wir möchten nicht, dass du gehst. Wir möchten, dass du bleibst.“
„Liebe lässt dich verrückte Dinge tun“
Offenbar handelte Packer dabei eigenmächtig, in der Hoffnung, dass Smiths Rede einen weiteren emotionalen Höhepunkt für die TV-Übertragung liefert. So kam es dann auch: Will Smith wurde aufgerufen und betrat unter einer Mischung aus Applaus und Buhrufen die Bühne. Musiker Robert Glasper musste das Publikum zur Ruhe bitten: „Wir alle möchten hören, was er zu sagen hat.“Oscar Verleihung 2022
Und so hielt Smith seine Dankesrede, in der er sich unter Tränen bei der Academy und den anderen Nominierten entschuldigte – nicht jedoch bei Chris Rock. „Liebe lässt dich verrückte Dinge tun“, brachte er als Erklärung hervor.
Später feierte Smith seinen Oscar-Gewinn ausgelassen auf der Vanity-Fair-Party – als sei nichts vorgefallen. Sehr zum Missfallen vieler Gäste, es hagelte Beschwerden über sein als schamlos empfundenes Verhalten. „Das war definitiv nicht die beste Entscheidung, die er an diesem Abend getroffen hat“, kommentierte ein Zeuge.
Nicht ohne zu erwähnen, dass Smith eine deutlich schlechtere Entscheidung an diesem Abend getroffen hatte. Eine, deren Konsequenzen noch gar nicht absehbar sind und die definitiv Auswirkungen auf die weitere Karriere des Schauspielers haben wird.
Verwendete Quelle: „Los Angeles Times“
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