Vierte Welle: RKI-Chef Wieler spricht von „nationaler Notlage“ – 2G reiche nicht aus

Die Corona-Zahlen steigen immer weiter. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler informieren über die aktuelle Lage. Verfolgen Sie die Pressekonferenz live. 

Die Inzidenzen und Infektionszahlen steigen in Deutschland, die Krankenhäuser und Intensivstationen füllen sich mit Corona-Patienten. Deutschland steckt tief in der vierte Welle. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, äußern sich in Berlin zu der Lage. 

Spahn sagte: „Die Lage ist ernster als letzte Woche.“ Man sehe auf Intensivstationen, Krankenhäusern und Todeszahlen traurige Werte „Es ist zehn nach zwölf.“ Es brauche eine nationale Kraftanstrengung. Die Werkzeuge, wie Impfen und Testen, seien vorhanden. Zu den neuen Corona-Regelungen sagte er, es sei wichtig, dass diese konsequent eingehalten und kontrolliert würden. Es gehe um einen „Lockdown für Ungeimpfte“ und deutliche Kontaktbeschränkungen. Booster-Impfungen seien wichtig, um die Welle zu brechen. Dies würde aber nicht kurzfristig passieren. Die Zahl der impfenden Ärztinnen und Ärzte steige wieder. Stand Freitag gebe es 5,2 Millionen Auffrischungs-Impfungen. Dies reiche aber noch nicht, so Spahn.  STERN PAID Booster-Impfungen Studien 17.00

Spahn verwies auf die von Bund und Ländern am Donnerstag vereinbarten einheitlichen Schwellenwerte bei der Klinikbelastung, ab denen in den Ländern schärfere Corona-Maßnahmen greifen müssen. Der Minister verwies auch auf die Notwendigkeit, Intensivpatienten in andere Kliniken zu verlegen. Hier komme man in die Situation, nicht nur innerhalb der dafür vorgesehenen fünf Regionen in Deutschland sondern erstmals in größerem Umfang auch überregional Patienten in andere Klinken verlegen zu müssen – und möglicherweise auch ins benachbarte Ausland. Darüber gebe es jede Woche Abstimmungen zwischen Bund und Ländern.

Wieler: „Das ist eine nationale Notlage“ – 2G konsequent umsetzen

RKI-Chef Wieler sagte, dass es in Deutschland aktuell zwölf Landkreise gebe, die eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 hätten. „Ganz Deutschland ist ein einziger großer Ausbruch. Das ist eine nationale Notlage“, so Wieler. Er rechne damit, dass sich die Situation zuspitze. „Wir müssen Kinder und Ältere schützen.“ Man habe es selbst in der Hand, wie die Situation ausgehe. „Wir alle können und müssen jetzt gegensteuern.“ In vielen Regionen seien die Klinken und Intensivstationen am Anschlag. „Die medizinische Versorgung ist dort zum Teil nicht mehr gewährleistet“, sagte er.Corona in Europa 21.00

Der RKI-Chef verglich die Lage mit einem Tanker, der auf eine Hafenmauer zufährt. „Wenn wir sofort mit aller Kraft gegensteuern, dann wird er noch eine Weile weiterfahren und die Hafenmauer vielleicht noch seitlich rammen. Er wird sie aber hoffentlich nicht mehr frontal einreißen. Wir alle müssen jetzt gegensteuern.“

Wieler rief erneut zum Impfen auf. „Die Impfungen wirken sehr sehr gut!“ Der Präsident des Robert Koch-Instituts hat in der sich immer mehr zuspitzenden Corona-Lage deutlich schärfere Maßnahmen gefordert. Impflücken zu schließen und 2G-Regeln reichten nicht aus. Es brauche neben 2G eine massive Kontaktreduktion. Das bedeute, möglichst zu Hause bleiben, Hotspots wie Bars und Clubs schließen und Großveranstaltungen absagen. 2G müsse konsequent umgesetzt werden, sonst wirke es nicht. „Eine Regel, die nicht eingehalten wird, macht keinen Sinn“, fügte er hinzu. „Die täglichen Fallzahlen dürfen wir nicht mehr hinnehmen.“ 

Spahn will noch keine Prognose für Weihnachten geben

Fünf Wochen vor Weihnachten wagt Spahn noch keine Aussage, wie das Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen aussehen kann. „Die Frage, wie Weihnachten wird, da traue ich mir keine Aussage zu. Es liegt an jedem von uns“, sagte der CDU-Politiker. Spahn wies darauf hin, dass bei einem Reproduktionswert deutlich unter 1 die Zahl der Neuinfektionen genauso schnell sinken könne, wie sie gestiegen sei.

Wieler, sagte: „Wenn wir heute Maßnahmen treffen, sehen wir deren Effekt in zwei Wochen.“ In Regionen wie Bayern, Sachsen oder Thüringen mit sehr hohen Inzidenzen dauere es natürlich länger, bis man die Situation wieder deeskaliere, als dort wo man schon früher Schutzmaßnahmen einhalte. „Fünf Wochen ist keine lange Zeit.“ 

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