„Ukraine – die Lage“: Militärexperte Masala erwartet keine westlichen Kampfpanzer für die Ukraine

Bisher hat kein westliches Land Kampfpanzer an die Ukraine geliefert. Für Militärexperte Carlo Masala kommt das wenig überraschend. Er glaubt, mit der Zurückhaltung wolle der Westen eine drohende Eskalation des Krieges vermeiden.

Der Militärexperte Carlo Masala sieht keine Anzeichen dafür, dass der Westen modernste Kampfpanzer und Raketenwerfer an die Ukraine liefert, damit sie die russische Offensive im Donbass abwehren kann. Masala sagte am Dienstag im stern-Podcast „Ukraine – die Lage“, bisher habe kein Nato-Staat Kampfpanzer aus westlicher Produktion geliefert. Auch die von den Ukrainern dringend erbetenen Mehrfachraketenwerfer mit großer Reichweite hat der Westen bislang nicht übergeben. „Zum Teil fehlen den Ukrainern die Waffen, um den russischen Vormarsch aufzuhalten oder ihn gar zurückzuschlagen“, sagte der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München.

Für Masala ist unklar, ob es zu den Panzerlieferungen eine informelle Absprache innerhalb des Bündnisses gibt. Einer entsprechenden Aussage der deutschen Verteidigungsstaatssekretärin Siemtje Möller hätten mehrere Verantwortlichen aus anderen Nato-Staaten widersprochen – von der britischen Außenministerin über den stellvertretenden tschechischen Verteidigungsminister bis zu baltischen Politikern. Ob es eine solche Verabredung gebe, sei daher offen. Die Lieferungen könnten aber auch daran scheitern, dass nicht genügend Gerät zur Verfügung stehe oder die komplexe Logistik nicht sichergestellt werden könne.

Infokasten MasalaZudem habe Russland deutlich vor der Lieferung weit reichender Waffensysteme gewarnt. „Die Sprache, die wir aus Moskau hören, macht ja auch deutlich, dass es eine neue Eskalationsstufe wäre, wenn das russische Territorium angegriffen wird“, sagte Masala. Das sei „ein Signal an die westliche Hauptstädte“. Falls die Ukrainer in Russland Städte und Dörfer – und nicht nur Unterstützungseinrichtungen für die Armee – beschießen sollten, „würde der Krieg eine völlig andere Dimension annehmen“.

„Keine gemeinsamen Kriegsziele in der Ukraine“

Masala beklagte, dass sich der Westen nicht auf gemeinsame Kriegsziele verständigt habe. Dies sei ein „großer strategischer Fehler“. „Wir sehen, dass die unterschiedlichen Interpretationen dieses Konflikts immer mehr zunehmen“, sagte er. „Es gibt unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie dieser Konflikt beendet werden kann oder wie weit er noch gehen darf.“ Je länger die Kämpfe dauerten, desto mehr kämen „die in den Fahrersitz, die anmahnen, dass der Krieg nun mal zu Ende gehen müsse“.

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