„Tatort“ aus Stuttgart: Der unschuldige Rächer

Mehr als drei Jahre saß er wegen Korruption in Haft. Jetzt ist Oliver Manlik auf Entschädigung aus. Auch auf Rache? Der „Tatort“ aus Stuttgart ist diesmal auch ein Wirtschaftskrimi.

  • 4 von 5 Punkten
  • Starker Fall aus Stuttgart mit einem überragenden Barnaby Metschurat

Worum geht’s?

Fast vier Jahre saß er wegen Korruption in den USA in Haft. Seine Firma hatte ihn zum Sündenbock erklärt und hängenlassen. Nun ist Oliver Manlik (Barnaby Metschurat) wieder zurück in Deutschland – und fordert eine saftige Entschädigung von seinem Chef. Der weist seinen früheren Mitarbeiter jedoch kalt ab. Kurz darauf wird die Personalchefin des Unternehmens tot im Wald gefunden. Und auf den Chef wird ein Mordanschlag verübt. Die Stuttgarter Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) haben sofort Manlik in Verdacht. Doch würde der wirklich einen Mord verüben?Neustarts Serien 09.45

Der Hintergrund

Hintergrund dieses Falles ist der Foreign Corrupt Practices Act, kurz FCPA. Das US-Gesetz dient der Bekämpfung der weltweiten Korruption – und wird auch gegen Menschen und Firmen außerhalb Amerikas angewandt: Gegen Gesellschaften, deren Wertpapiere in den USA registriert sind. Der Anwendungsfall tritt auch dann ein, wenn bei einer korrupten Handlung Kreditkarten einer amerikanischen Bank oder die Server eines US-Unternehmens verwendet wurden.

Der Fall erinnert an den VW-Ingenieur Oliver Schmidt, der 2017 in Miami wegen Beteiligung am Abgasskandal festgenommen und anschließend zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. VW entließ seinen Angestellten daraufhin. Schmidt behauptet hingegen, nicht aus eigenem Antrieb gehandelt zu haben und sieht sich als Bauernopfer.kiel-tatort 11.15

Warum lohnt sich dieser „Tatort“?

Wie fühlt es sich an, wenn man von seinem Arbeitgeber zum Sündenbock gestempelt wurde und mehr als drei Jahre im Gefängnis saß? Wenn man nach seiner Freilassung alles verloren hat: Frau, Familie und Arbeit – und niemand etwas von Wiedergutmachung hören will. Barnaby Metschurat gelingt es glaubhaft darzustellen, was in einem solchen Mann vorgeht – und wie Liebe, Wut und Rachsucht miteinander ringen. Seine schauspielerische Leistung allein lohnt das Einschalten.

Was stört?

Bei allem Lob für den starken Fall: Warum die Familie den von seiner Firma zum Sündenbock erklärten Oliver Manlik komplett hängen lässt und nach seiner Haftentlassung jeglichen Kontakt abbricht, erschließt sich nicht ganz. Auch wenn der Mann – wie der Film andeutet – in der Vergangenheit Fehler gemacht hat: Dass die Ehefrau und der Sohn ohne jede Empathie das traurige Schicksal des einst geliebten Familienmitglieds hinnehmen, ist nicht ganz nachvollziehbar.

Die Kommissare?

Wer sich für privates Geplänkel und Details aus dem Leben der Ermittler interessiert, ist hier fehl am Platz: In diesem „Tatort“ geht es ausschließlich um den Kriminalfall. Der ist spannend genug.

Ein- oder Ausschalten?

„Der Welten Lohn“ ist definitiv eine der besseren Folgen aus der Krimireihe. Schalten Sie unbedingt ein.

Lannert und Bootz ermittelten zuletzt in diesen Fällen:

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