Streaming-Anbieter: Netflix investiert eine halbe Milliarde Euro – diese Filme und Serien sind geplant

Netflix greift noch einmal an: In den kommenden drei Jahren will der Streaminganbieter eine halbe Milliarde Euro für deutschsprachige Produktionen ausgeben. In Berlin gab es erste Einblicke in die künftigen Programme.

Vor einigen Jahren hat Netflix fast im Alleingang die Ära von Streaming-TV eingeleitet. Es waren vor allem David Finchers „House of Cards“ (ab 2013) sowie ein stetig wachsendes Angebot an Filmen und Serien, die dafür sorgten, dass eine immer größere Zahl von Menschen dem linearen Fernsehen den Rücken zukehrten. PAID Blockbuster im Bett_10.53

Durch den großen Erfolg entstanden Konkurrenten. Neben Amazon Prime Video und Sky werben mittlerweile Apple TV+, Disney+, dazu zahlreiche weitere Bezahlchannel und nationale Plattformen wie TV Now und Joyn+ um das zahlende Publikum.

Angesichts der vielen Mitbewerber sahen nicht wenige die Gefahr, dass Netflix Opfer des eigenen Erfolges werden und im Wettbewerb nicht mehr mithalten könnte. Doch Abgesänge auf den kalifornischen Streaming-Riesen sind verfrüht. Das machte Reed Hastings bei seinem Besuch in Berlin deutlich. Der Netflix-Gründer war in die deutsche Hauptstadt gekommen, um dort ein neues Büro für Deutschland, Österreich und die Schweiz zu eröffnen. 

Netflix will es wissen

Nebenbei verkündete Hastings eine gewaltige Inhalte-Offensive an: Bis 2023 will der Streamingdienst eine halbe Milliarde Euro in deutschsprachige Produktionen stecken, rund 80 Filme, Serien und Shows sollen entstehen. Damit verdoppelt der kalifornische Konzern sein Engagement: Zwischen 2018 und 2020 investierte Netflix lediglich die Hälfte – 250 Millionen Euro für 40 Produktionen.deutschland89 12.54

Neben diesen beeindruckenden Summen präsentierte Netlix am Mittwoch in Berlin zwei Kreative, die man bislang eher mit der Konkurrenz in Verbindung gebracht hat. Anna Winger, die Autorin der Amazon-Serie „Deutschland 83“, sowie Matthias Schweighöfer, der für Amazon „You Are Wanted“ drehte.

Worauf genau sich die Zuschauer freuen dürfen, dazu war einiges in den vergangenen Tagen schon durchgesickert. In zwei Gesprächsrunden gaben Filmschaffende Einblick in die kommenden Produktionen. So kündigte Produzent Matthias Murmann ein Prequel zu der Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ an. „Buba“ erzählt die Geschichte des Gangster aus Staffel 1, der erneut von Bjarne Mädel gespielt wird.

"Buba" mit Bjarne Mädel
Bjarne Mädel (l.) war bereits in der ersten Staffel der Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ als Dorfgangster Buba zu sehen. Nun dreht Netflix einen Prequel-Film.
© Netflix/dpa

Jantje Friese, die Schöpferin von „Dark“, wollte zu ihrer neuen Mysterie-Serie „1899“ nur so viel verraten, dass sie auf einem Auswandererschiff nach New York spielt und mit neuester 3-D-Technik entstand. Die sechsteilige Serie „The Empress“ soll sich um die berühmte österreichische Kaiserin Sisi drehen. Dabei darf man durchaus eine gewagte Neuinterpretation der „Sissi“-Geschichte erwarten: Showrunnerin Katharina Eyssen bezeichnete die Ehefrau von Kaiser Franz Josef als „gender-fluid“. Die Hauptrolle übernimmt Devrim Lingnau. 

Viel Krieg, Horror, Zombies

Regisseur und Autor Oliver Ziegenbalg („25 km/h“) kam beim Doradengrillen mit seinem Nachbarn auf die Idee zu „The Billion Dollar Code“. Der erzählte ihm nämlich, dass er gerade Google auf eine Milliarde Dollar verklagt – denn der Konzern habe ihm den Algorithmus zu Google Earth geklaut. Die auf einer wahren Begebenheit beruhende Miniserie startet bereits am 7. Oktober. 

Daneben plant Netflix auch zahlreiche neue Filme, die in der zweiten Runde besprochen wurden: Christian Schwochow („Deutschstunde“) hat Robert Harris‘ Thriller „München – Im Angesicht des Krieges“ verfilmt, der davon erzählt, wie im Herbst 1938 ein britischer Beamter und ein deutscher Diplomat versuchen, den drohenden Krieg zu verhindern. schweighoefer-serie 15.15

Gleich zwei Filme stellte Matthias Schweighöfer vor: Mit „Army of Thieves“ dreht er ein Prequel zu dem Zombie-Heist-Movie „Army of the Dead“. Ein ganz anderes Thema hat „The Swimmers“, ein Film über zwei aus Syrien geflüchtete Schwestern, die über das Schwimmen nach Deutschland und dann zu den Olympischen Spielen kommen.

Filmemacher Peter Thorwarth („Bang Boom Bang“) sprach über seinen Actionhorrorfilm „Blood Red Sky“, der in einem Flugzeug spielt. Regisseur Edward Berger stellte eine Neuverfilmung der Literaturklassikers „Im Westen nichts Neues“ in Aussicht. Und die Produzentin Nina Maag kündigte die auf der „Mondlichtsaga“ von Marah Woolf basierende Verfilmung „Mondsilberlicht“ an, eine Liebesgeschichte zwischen einem Menschenkind und einem Wasserwesen.

Viel neuer Streaming-Stoff, mit dem Netflix hofft, die Zuschauer auch weiterhin bei der Stange halten zu können, nachdem das Kundenwachstum zuletzt lahmte. Die hier vorgestellten Filme und Serien decken jedenfalls eine große Bandbreite an Genres ab – da dürfte für viele etwas dabei sein. Ganz sicher auch für den Firmengründer Reed Hastings. Auf welche Produktion er sich besonders freut – das ließ sich der 60-Jährige bei seinem Besuch in Berlin allerdings nicht entlocken. Und wirkte dabei ein wenig wie ein Vater, der alle Kinder gleich lieb hat.

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