Prüfung der Temperaturmessung: Wackelt der Rekord? – Wetterstation Lingen wird verlegt

Zu heiß, um echt zu sein? Messwerte der Wetterstation Lingen zeigen plötzlich auffällige Ausreißer – jedenfalls bei bestimmten Wetterlagen. Eine Prüfung soll klären, woran das liegt. Das Ergebnis könnte Auswirkungen auf den deutschen Hitzerekord haben.

Der Name Lingen ist seit dem vergangenen Sommer mit dem historischen Hitzerekord in Deutschland verbunden. 42,6 Grad wurden dort am 25. Juli gemessen. Der Wert lag deutlich über den übrigen Spitzenwerten, die an diesem ganz besonders heißen Tag in Deutschland gemessen wurden.

Schon damals kam Kritik auf, dass dieser Wert eigentlich nicht stimmen könne. Jetzt kündigte der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Verlegung der Wetterstation an. Zudem soll die Temperaturmessung an der Station geprüft werden. Muss die deutsche Wettergeschichte umgeschrieben werden, wackelt der Hitzerekord?

«Wir wissen noch nicht, ob der Wert Bestand hat», räumte ein Sprecher des DWD am Freitag ein. In letzter Zeit habe es «immer wieder und immer häufiger erstaunliche Temperaturwerte» aus Lingen gegeben, gerade bei den Höchstwerten. Die Abweichungen treten den Angaben zufolge bei bestimmten Wetterlagen auf, zu anderen Zeiten seien die Messwerte unauffällig. Erste Konsequenz: Von Freitagabend an werden die Werte der Station im Emsland nicht mehr veröffentlicht.

«Die Qualität unserer Messungen hat höchste Priorität», sagte Jürgen Schreiber, Technik-Vorstand des DWD. «Wir haben beschlossen, die Beobachtungsdaten der Station Lingen nicht mehr zu veröffentlichen, sondern nur noch intern für wissenschaftliche Tests zu nutzen.»

So werde auf dem Messfeld nun mit einem zweiten Sensor parallel die Temperatur an einem anderen Standort gemessen, so der DWD-Sprecher. Für wissenschaftliche Aussagen sei es nach zwei Tagen noch zu früh. Es habe aber an diesen Tagen schon erkennbare Abweichungen bei den Temperaturmessungen gegeben. Nun soll mit Akribie getestet werden, hieß es. Technisch sei an den Sensoren alles in Ordnung.

Doch auch wenn mit der eingestellten Veröffentlichung der Messdaten gewissermaßen die Notbremse gezogen wurde – im kommenden Frühjahr könnte es wieder Temperaturangaben aus dem Emsland geben. Dann hofft der DWD seine neue Wetterstation eröffnen zu können. Die Bauarbeiten am neuen Standort haben bereits begonnen.

Nach einem neuen Standort im Raum Lingen habe der DWD schon seit mehreren Jahren gesucht, da die bestehende Station durch Veränderungen im Umfeld den internationalen Vorgaben für Wetterstationen nicht mehr optimal entsprochen habe und für Erweiterungen mit neuer Messtechnik zu klein sei, hieß es. Bundesweit betreibt der DWD rund 2000 Messstationen.

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