Juli 2020: Das sind die aktuellen stern-Bestseller des Monats

Jede Woche erscheint der neue stern mit aktuellen Bestsellern: Die in der Printausgabe rezensierten Bücher stellen wir Ihnen ab sofort einmal im Monat gesammelt auch online vor. 

Etwas verwunderlich ist es schon, dass immer noch so viele Menschen – trotz der zunehmenden Digitalisierung – echte Lektüre kaufen. Andererseits ist es auch ein gutes Zeichen, dass immer noch so viele Leser ein gutes Buch zu schätzen wissen. Aus diesem Grund finden Sie die stern-Besteller der Printausgaben, die jeden Donnerstag veröffentlicht werden, zukünftig auch online. Im Folgenden werden die neuen Juli-Titel vorgestellt.

„Dann bleiben wir eben zu Hause!“ von Renate Bergmann

API Dann bleiben wir eben zu Hause!

Den Platz von Renate Bergmann kapern wir jetzt, weil sein Titel so schön im Kontrast zum Rest der Liste steht, die ja ansonsten nichts als Strand atmet. Krimis, Schmöker & herrlicher Kitsch – es kann nur Juli sein! Darüber allerdings stolpern wir immer noch – weil seit März gefühlt so ausschließlich Corona ist, dass allmählich unser Zeitgespür darunter leidet. Dafür entsteht aber ein anderes: dass wir auf dem Weg durch eine Krise, die eines Tages wohl als eine der großen globalen Zäsuren ge­sehen werden wird, schon ein ordentliches Stück Strecke hinter uns gebracht haben. Und zwar gar nicht schlecht. So. Und jetzt wieder: zurück an den Baggersee! Da immerhin ist der größere Abstand zwischen den Handtüchern ja ohnehin sehr willkommen. Hier gibt es das Buch.

„Zieht euch warm an, es wird heiß!“ von Sven Plöger

API Zieht euch warm an, es wird heiß!

Dieses Buch ist eigentlich eine Enttäuschung, und Schuld daran trägt der Titel. „Zieht euch warm an, es wird heiß!“ lässt einen ­satirischen Text über den Klimawandel vermuten, aber Sven ­Plöger wählt einen ganz anderen Ton. In nüchternen und leicht ­verständlichen Sätzen fasst der ARD-Wetterexperte den aktuellen Forschungsstand zum Thema ­Erderwärmung zusammen. Auch seine Forderungen, die er an Politik und Wirtschaft adressiert, sind ohne Schaum vorm Mund formuliert. Die Lage ist zwar ­äußerst ernst, aber die Welt noch zu retten, lautet Plögers Fazit. So viel sach­liche Kühle tut gut – gerade jetzt, wo es doch so heiß werden soll. Hier gibt es das Buch.

„The Room Where It Happened“ von John Bolton

API The Room Where It Happened

„Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“ – eine Weisheit wie für John R. Bolton persönlich gedichtet. Einst Sicherheitsberater und beflissener Diener seines durchgeknallten Herrn, haut er nun Donald Trump in die Pfanne. Viel spannender ist der stramme Rechtsaußen selbst: Er engagierte sich 1964 als 16-Jähriger für die Wahlkampagne Barry Goldwaters. Er war einer der Architekten des Irak-Kriegs von 2003. Er pöbelte gegen den UN-Menschenrechtsrat. Er kämpfte für das Recht, weltweit Waffen tragen zu dürfen. Wir warten auf die deutsche Übersetzung, die am 14.8. erscheint – und auf ein Enthüllungsbuch über Bolton.

Das Buch gibt es hier.

„City of Girls“ von Elizabeth Gilbert

API City of Girls

Elizabeth Gilbert ist mit ihrem Selbstfindungs­roman „Eat Pray Love“ vor rund 15 Jahren berühmt geworden. Ihre Schonungslosigkeit, vor allem auch ihr ungewöhnlich gar-nicht-doofer Plapperton machten das Buch zum Weltbestseller. In „City of Girls“ erzählt sie nun nicht von sich, sondern aus der Perspektive von Vivian, die in den 40er Jahren New York und seine Männer erobert. Es beginnt so: „Im Sommer 1940, als ich jung und ein Dummkopf war, schickten mich meine Eltern zu Tante Peg, der eine Theaterkompanie in New York City gehörte.“ Man ahnt, wie es weitergeht – mit dem prallen Leben und einem mittelgroßen Drama und vor allem mit ziemlich viel Spaß. Und zwar auch beim Lesen. Kostprobe: „Ich habe viele Männer getroffen, die gerade eine Scheidung durchmachten, aber sie irgendwie nie ganz zu Ende brachten.“ Das Buch gibt es hier.

„Bretonische Spezialitäten“ von Jean-Luc Bannalec

API Bretonische Spezialitäten

Es gibt ja nichts, was es nicht gibt: Kommissar Dupin schlendert durch die Markthalle im französischen Saint-Malo und wird zufällig (!) Zeuge des Mordes an einer berühmten Küchenchefin, der von ihrer Schwester, einer nicht minder berühmten Küchenchefin, begangen wird. Mal ehrlich, wer glaubt solche Geschichten? Wir alle! Wie sonst erklärt sich der Erfolg dieses Autors, der seit 2012 eine bretonische Räuberpistole nach der anderen auf die Bestsellerlisten jagt? Dabei hätte alles ganz anders laufen können für Jean-Luc Bannalec. Der war im wirklichen Leben lange renommierter Literaturverleger, heißt Jörg Bong und muss seinen Eltern dafür danken, dass sie ihn nicht Long genannt haben. Oder Bing. Dann wäre im Kindergarten schon ein Mobbingopfer aus ihm geworden, aber dies nur nebenbei. Das Buch gibt es hier.

„Der Salzpfad“ von Raynor Winn

API Der Salzpfad

Ein sicherer Weg, um in dieser Bestseller-Spalte zu reüssieren, ist eine Reise ins Ich. Funktioniert so: Man spaziert in der freien Natur, aber eigentlich durchwandert man die eigene Seelenlandschaft. Und dabei fällt einem auf, dass man ganz wenig braucht fürs große Glück. Eigentlich nur ein paar liebe Menschen um einen herum. Und dann setzt man sich an den Schreibtisch und bringt diese Erleuchtung zu Papier. So ähnlich hat es Raynor Winn gemacht, die mit ihrem Mann in England unterwegs war und von 50 Euro Rente in der Woche lebte. Jetzt, nach dem gewaltigen Erfolg ihres Buches, dürfte sie ein wenig mehr Geld im Wanderrucksack haben. Das Buch gibt es hier.

„Insel“ von Ragnar Jónasson

API Insel Ragnar Jónasson

Niemand schreibt eindrücklicher über Sauwetter und gottverlassene Orte als die Isländer, Kompliment. Kein Wunder aber auch: Wer Graupelschauer über baumlosen Landschaften an 360 Tagen im Jahr erlebt, für den ist das Grauen eine lässig aufs Papier geworfene Alltagsbeobachtung. Der 44-jährige Jónasson lebt in Reykjavík, und dass er die Bestsellerlisten jetzt mit gleich zwei Büchern und tollen Plots erobert, ist auch kein Wunder: Erstens war er als Jugendlicher schon fanatischer Agatha-Christie-Fan, zweitens arbeitete er als Rechtsanwalt mit Schwerpunkt ­Finanzwesen und als Investmentbanker … hallo!?! So jemand kennt sich mit kriminellen Machenschaften natürlich aus! Oder ist etwa schon vergessen, dass Island 2008 als Inbegriff der globalen Bankenkrise galt? Kann bitte mal jemand nachforschen, was Jónasson damals so getrieben hat? Hier gibt es das Buch.

„Update für dein Unterbewusstsein“ von Thimon von Berlepsch, Lisa Bitzer 

API Update für dein Unterbewusstsein

Am Ende eines harten Arbeits- tages mal kurz die Festplatte formatieren – das wär’s. Nicht die des Computers, sondern die im Kopf. Vergessen wären all die Videokonferenzen („Hallo, hallo? Hört ihr mich? Irgendwie spinnt mein Mikro“). Vergessen auch, dass man weniger geschafft hat als geplant – wie immer. Lässt sich aber alles löschen. Man muss nur ein wenig an sich schrauben und das Unterbewusstsein umprogrammieren. Wie? Einfach dieses Buch lesen. Sind allerdings 298 Seiten. Könnte stressig werden.

Das Buch gibt es hier.

„Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen“ von Philippa Perry

API Philippa Perry

Was sagt man seinem 15 Jahre alten Sohn, wenn er abends um die Häuser ziehen will mit seinen Kumpeln? „Gibt’s nicht.“ Das wäre die einfache, schnelle Antwort. Und pädagogisch doch so grundfalsch. In solchen Fällen, rät die britische Psychotherapeutin Philippa Perry, sollte man sagen: „Ich bin noch nicht so weit, dass ich es aushalte, wenn du später als 22 Uhr nach Hause kommst.“ Ein samtweicher und auch in seiner hypotaxen Struktur wunderschöner Satz. Einer, den man auswendig lernen sollte für den Fall, dass sich der Rotzbengel wieder zu viel rausnehmen will am Wochenende. Hier gibt es das Buch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Posts aus derselben Kategorie: