Überstanden ist Corona längst nicht. Obwohl die Infektionszahlen im arabischen Raum teils deutlich ansteigen, lockern viele Länder dort ihre Beschränkungen – zu früh, vermutet das Robert Koch-Institut.
Nach dem weitgehenden Stillstand des öffentlichen Lebens wegen der Corona-Pandemie kehren mehrere Länder im arabischen Raum wieder schrittweise zum gewöhnlichen Alltag zurück.
Unter anderem kündigten Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate Lockerungen der Einschränkungen an, um Wirtschaft und Tourismus langsam wiederzubeleben – trotz vielerorts steigender Infektionszahlen.
In Ägypten – mit 100 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land in Nordafrika – haben sich nach offiziellen Angaben mehr als 32.600 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Vor einer Woche hatte das Land mit mehr als 1500 Neuinfektionen den höchsten Anstieg an einem Tag seit Beginn der Pandemie verzeichnet. Die Zahl der Krankenhäuser, die Corona-Patienten behandeln, wurde auf rund 370 landesweit erhöht.
Gleichzeitig stimmt die Regierung in Kairo die Bevölkerung auf eine Rückkehr zur Normalität ein. Restaurants und Cafés sollen unter Auflagen bald wieder Gäste empfangen können. Auch die nächtliche Ausgangssperre wurde verkürzt. Zugleich laufen Gespräche darüber, ausländische Touristen wieder ins Land zu lassen. Der Tourismussektor macht etwa 12 Prozent des ägyptischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Dutzende Hotels dürfen seit einigen Tagen bereits einheimische Touristen empfangen, bei halber Belegung.
Auch die Staaten am Persischen Golf lockern ihre Einschränkungen. In Saudi-Arabien sind seit etwa einer Woche wieder Inlandsflüge und Zugfahrten erlaubt. Auch Einkaufszentren, Restaurants und Cafés sind regulär geöffnet. Bis zu 50 Personen dürfen sich wieder treffen. Zwar bleiben Schönheitssalons, Friseure, Sportanlagen und Kinos weiterhin geschlossen, ab dem 21. Juni soll das tägliche Leben landesweit – mit Ausnahme von Mekka – aber wieder uneingeschränkt laufen.
«Die Lockerungen kommen ziemlich früh», teilte das Zentrum für internationalen Gesundheitsschutz des Robert Koch Instituts (RKI) auf Anfrage mit. Die Fallzahlen in den Ländern der Arabischen Halbinsel seien aktuell besonders hoch. Weltweit sei in der Region pro 100.000 Einwohner aktuell gar die höchste Falldichte zu vermelden. Grund dafür könnten auch verfrühte Lockerungen sein, teilte das RKI mit.
Saudi-Arabien ist in der Region besonders stark betroffen. Am Samstag meldete der Wüstenstaat mehr als 3100 Neuinfektionen und damit den höchsten Zuwachs an einem Tag seit Beginn der Krise. Insgesamt haben sich im Land mehr als 98.800 Menschen infiziert. Für die Stadt Dschidda wurde eine erneute Ausgangssperre ab Samstag verhängt, Moscheen und Restaurants müssen dort für zwei Wochen schließen.
In den Emiraten dürfen unter anderem Restaurants und Einkaufszentren in der Hauptstadt Abu Dhabi mit geringer Belegung wieder Gäste empfangen, dasselbe gilt für Museen und Hotel-Strände. Nach einem weitgehenden Flugverbot kündigten die Emirate auch eine schrittweise Wiederaufnahme internationaler Transitflüge an. Im Land haben sich mehr as 37.600 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
Obwohl die Infektionsnachweise auch in Katar im Verlauf der vergangenen Woche stiegen, wurden Maßnahmen ebenfalls gelockert. So ist Sport im Freien ohne Mundschutz wieder erlaubt. Auch Handel und Industrie dürfen nach offiziellen Angaben wieder länger öffnen. Noch im Mai hatte die katarische Gesundheitsministerin in einem Fernsehinterview angekündigt, die Einschränkungen nur zu lockern, wenn sich eine zweite Ansteckungswelle sicher vermeiden lasse.
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