Frankreich: Ein Belugawal hat sich in die Seine verirrt – Meeressäuger verweigert die Nahrung

In der Seine wurde ein Belugawal gesichtet. Der Meeressäuger ist hier keineswegs heimisch. Nach Angaben der französischen Behörden ist sein Gesundheitszustand besorgniserregend. Versuche, den Wal zurück zur Mündung der Seine zu leiten, waren bisher erfolglos.

Eigentlich leben Belugawale in kalten arktischen Gewässern. Doch einer der Meeressäuger hat sich jetzt in die Seine in Frankreich verirrt. Nach einer ersten Sichtung am Dienstag ist der Wal inzwischen die Seine hinaufgeschwommen und hatte am Donnerstag eine Schleuse etwa 70 Kilometer vor Paris erreicht. Die Schleuse Notre-Dame de la Garenne ist etwa 200 Meter lang und darf bis auf weiteres nicht mehr befahren werden.

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Der Gesundheitszustand des Tieres ist nach Angaben der französischen Behörden besorgniserregend. Der Meeressäuger sei „abgemagert“ und leide offenbar unter Hautveränderungen, teilte die Präfektur des zur Normandie gehörenden Departements Eure am Donnerstagabend mit. 

„Die Umgebung ist nicht sehr einladend für den Beluga“

Französische Rettungskräfte und Experten seien schnell zur Stelle gewesen und hätten den Wal den ganzen Tag über genau im Auge behalten, hieß es aus der Präfektur. Der Säuger habe „sehr wenig Zeit an der Oberfläche verbracht“ und scheine eine „gute“ Lungenkapazität zu haben, sagte Gerard Mauger, stellvertretender Leiter der französischen Forschungsgruppe für Meeressäuger (GEEC). Versuche, den Wal zurück zur Mündung der Seine zu leiten, waren seinen Angaben zufolge aber bisher erfolglos.

Tierschützer hatten die Hoffnung geäußert, dass der Wal in der Schleuse fressen werde. Die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd bedauerte, dass „die Fütterungsversuche im Fluss den Beluga bislang nicht interessiert haben“.

Ein Mitglied der Feuerwehr schaut sich eine Drohnenaufnahme des Belugawals in der Seine an 
Ein Mitglied der Feuerwehr schaut sich in Saint-Pierre-la-Garenne in der Normandie eine Drohnenaufnahme des Belugawals in der Seine an
© Pascal Rossignol

Wenn der Wal in der Schleuse keine Nahrung zu sich nehme, werde es kompliziert, sagte die Vorsitzende Lamya Essemlali der Nachrichtenagentur AFP. „Die auf Belugas spezialisierten Tierärzte sagen uns, dass wir schnell handeln müssen, da das Tier sehr abgemagert ist und es sehr schwierig sein wird, es aus dem Wasser zu holen und zu versorgen.“ Die Umgebung sei nicht sehr einladend für den Beluga. Die Seine sei sehr verschmutzt und laut – und Wale seien „extrem lärmempfindlich“.

So weit nach Süden wagen sich Belugawale selten

Normalerweise leben Belugawale, die wegen ihrer Hautfarbe auch Weißwale genannt werden, in arktischen Gewässern vor den Küsten Russlands, Alaskas und Kanadas. Zwar verlassen sie auf der Suche nach Futter im Herbst die Arktis, doch so weit nach Süden wagen sie sich nur selten. Die Behörden von Eure gehen davon aus, dass der Wal in der Seine von seiner Gruppe getrennt wurde. Erwachsene Belugawale können bis zu vier Meter lang werden und eine Weile im Süßwasser überleben. 

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Im Mai war ein Schwertwal in der Seine zwischen der Hafenstadt Le Havre und Rouen verendet. Das Tier war in dem Fluss gestrandet, der auf dem Weg zum Ärmelkanal auch durch die französische Hauptstadt Paris fließt. Alle Versuche, es zurück zum Meer zu leiten, waren vergebens.

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