Im Spiel gegen Galatasaray Istanbul ist es wieder passiert: Harry Kane hat wieder getroffen, diesmal zweifach. Selbst die Kollegen beim FC Bayern kommen aus dem Staunen über die Tormaschine nicht mehr heraus.
Zuletzt stand Bayern-Trainer Thomas Tuchel mächtig unter Strom. Die Pokal-Pleite gegen den Drittligisten 1. FC Saarbrücken, die ätzende Kritik prominenter TV-Experten und verletzte Spieler in seinem verdammt kleinen Kader – ein Typ wie Tuchel kann selten verbergen, was ihn ihm vorgeht. Noch vor wenigen Tagen lieferte er deswegen rund um das Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund bemerkenswerte Auftritte. Da trat einer vor die Journalisten, der schwer angefressen war und verbal im Rambo-Modus gegen die Kritiker austeilte.
Am Mittwochabend aber, in den Interviews nach dem wilden Champions-League-Spiel gegen Galatasaray Istanbul in der Allianz Arena, zeigte sich Tuchel hochzufrieden und fast schon buddhamäßig ausgeglichen. In ganz ruhigem Ton erteilte er seiner Mannschaft ein riesiges Kompliment für den Sieg gegen Galatasaray Istanbul, den die Bayern erst gegen Ende der Partie mit zwei Toren von Harry Kane fix machten. Vorher hatten sie einige Torchancen liegengelassen gegen den widerspenstigen türkischen Meister. Doch dann hatte der englische Torjäger seinen Auftritt und schoss kurzerhand zwei Treffer. Die Bayern gewannen 2:1 (das Gegentor kassierten sie in der Nachspielzeit) und qualifizierten sich vorzeitig für das Achtelfinale.
Harry Kanes Auftritte überstrahlen alles
Wieder Harry Kane. Wenn einer im Moment die Fähigkeit besitzt, Tuchels Nerven zu beruhigen und eine Art fußballerische Sinnhaftigkeit bei den Bayern zu stiften, dann ist das wohl dieser englische Gentleman-Spieler. Also sprach Tuchel auf der PK in einer Art über Kane, die allerhöchste Anerkennung ausdrückte, sowohl im Ton wie im Inhalt: „Ich kann Ihnen nichts anderes sagen“, antwortete Tuchel auf die Frage zur Einordnung von Kanes Auftritten: „Die Leistung erzählt die Geschichte, da braucht es keine weiteren Worte.“Christoph Daum Interview 6.10
Die Geschichte stellt sich wie folgt dar: Zwei Tore gegen Galatasaray, und je drei Tore gegen den BVB und Darmstadt 98. Insgesamt hat Kane bisher in 15 Pflichtspielen 19 Treffer erzielt, 15 davon in der Bundesliga und vier in der Champions League. Dazu kommen sieben Assists. Wie zum Beweis von Kanes herausragender Bedeutung blamierte sich der FC Bayern ausgerechnet im Pokal gegen einen krassen Außenseiter, als Tuchel den Torjäger zur Schonung auf der Bank belassen hatte.
Kanes Auftritte überstrahlen im Moment alles. Sogar die Rückkehr von Manuel Neuer, der sich nach fast einem Jahr Verletzungspause in drei Spielen bisher bemerkenswert fit und in guter Form präsentierte, rückte in den Hintergrund. Der genesene Torhüter war es auch, der nach dem Erfolg gegen Galatasaray den Kollegen vorne in der Angriffsspitze lobte: „Er ist ein Phänomen und wir sind stolz, dass er bei uns in der Mannschaft spielt“, sagte Neuer.
Eine Präzisions- und Kraftmaschine
Was Kane so außergewöhnlich macht, sind nicht nur die Tore, die er wie am Fließband erzielt, sondern auch ganze die Art, wie er spielt. Der 30-Jährige, der immer noch in München in einem Hotel wohnt, verfügt über eine Präzision und Ruhe am Ball, die bewundernswert ist. Zudem lauert er nicht nur auf Zuspiele seiner Kollegen, sondern tritt selbst oft als Spielmacher auf, der sich geschickt fallen lässt und Bälle verteilt. Kane ist das das, was man einen kompletten Spieler nennt, weil er alle Spielarten des Fußballs meisterlich beherrscht. Dazu gehört auch die Kunst der Grätsche. Wenn es gefordert ist, kann er ein Tackling ansetzen, das dem von Mats Hummels in nichts nachsteht.
Und was sagt Kane selbst? „Es ist schön und ich genieße es. Ich liebe es, Tore zu schießen und zu gewinnen. Es war eine tolle Nacht“, erzählte er am Mittwochabend nach dem Spiel. „Ich würde nicht sagen, ich bin überrascht, aber natürlich bin ich wirklich glücklich.“ Die feine britische Art und das angemessen zur Schau gestellte Selbstbewusstsein tun den Bayern gut. Und das wissen sie.
Quellen: „kicker„, „transfermarkt.de„, „Süddeutsche Zeitung„, DAZN, DPA
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