Interview der Herzogin: Mit diesem pathetischen Kitsch verspielen Harry und Meghan Sympathien

Kurz vor Prinzessin Dianas Todestag ist im US-Magazin „The Cut“ ein Porträt von Herzogin Meghan erschienen. Nicht nur der Zeitpunkt wirkt unsensibel gewählt – auch mit ihren Aussagen dürfte Meghan nicht bei jedem gut ankommen. 

Es ist ein klassischer Fall von: Hätten sie das lieber mal gelassen. Herzogin Meghan hat die Pforten ihres Zuhauses für eine Journalistin des US-Magazins „The Cut“ geöffnet. Herausgekommen ist ein salbungsvolles Porträt der 41-Jährigen, das an pathetischem Kitsch kaum zu überbieten ist. Aber von vorne. 

Herzogin Meghan und ihr unglückliches Porträt

In den vergangenen Jahren haben sich zwei Teams gebildet: das des Königshauses um Prinz William und Co. und das der Sussexes, Prinz Harry und Meghan. Bislang habe ich mich eher dem zweiten Team zugehörig gefühlt. Der rassistische Ton der britischen Medien Meghan gegenüber war so schockierend, dass ich den Ausstieg der beiden aus dem royalen Leben immer verstehen konnte.

Und irgendwie war ihr Zusammenkommen die aufregendere Liebesgeschichte: Sie, die selbstständige US-Amerikanerin, die seit Jahren schon ihr eigenes Geld verdiente und er, der schwer zähmbare Prinz, der sich nichts sehnlicher wünschte, als sein Leben so leben zu dürfen, wie er es für richtig hält.

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Doch Meghans jüngstes Interview raubt viele der Sympathien, die die beiden in den vergangenen Jahren gewonnen haben. Warum? Weil es vor Kitsch nur so trieft. Da wäre zum Beispiel die Geschichte hinter ihrer Millionen-Villa im kalifornischen Montecito. Die sie fast nicht in Erwägung gezogen hätten, weil sie nach ihrem royalen Ausstieg keine Jobs hatten. „Wir hatten keine Arbeit, also wollten wir uns das Haus einfach nicht ansehen. Das war nicht möglich. Es ist wie damals, als ich jünger war und einen Schaufensterbummel machte – ich will mir nicht all die Dinge ansehen, die ich mir nicht leisten kann“, sagt Meghan „The Cut“. Wer kennt es nicht? Glücklicherweise kamen Netflix und Spotify mit 100- beziehungsweise 25-Millionen-Dollar-Deals um die Ecke und Meghan und Harry konnten für 14,65 Millionen Dollar zuschlagen.

Kitsch, Kitsch und noch mehr Kitsch

Heute darf die Welt deshalb lernen, dass die beiden zwei Palmen im Garten stehen haben. „Eines der ersten Dinge, die mein Mann sah, als wir um das Haus herumgingen, waren diese beiden Palmen“, schwärmt Meghan im Artikel. „Sehen Sie, wie sie unten miteinander verbunden sind? Er sagte: ‚Mein Schatz, das sind wir.‘ Und jetzt sagt Archie jeden Tag, wenn er an ihnen vorbeigeht: ‚Hi, Mama. Hi, Papa.'“ Na, wie sehr rollen Sie schon mit den Augen? 

Wie gut Meghan und Harry zusammen funktionieren, verdeutlicht sie anhand einer Lektion, die sie als Kind gelernt hat: Salz und Pfeffer werden immer zusammen überreicht. Man bewegt nicht das eine ohne das andere. „So sind Harry und ich. Wir sind wie Salz und Pfeffer. Wir bewegen uns immer zusammen.“ Beim Lesen dieser Zeilen musste ich irgendwie an die Queen und Prinz Philip denken und die stoische Art, die besonders die Monarchin auszeichnet. Über 70 Jahre waren die Queen und der Herzog von Edinburgh tatsächlich wie Salz und Pfeffer – einen solchen Zirkus haben sie um ihre Liebe aber nie gemacht. Irgendwie erfrischend. 

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Noch nicht genug Kitsch? „The Cut“-Autorin Allison P. Davis sprach für ihr Porträt auch mit Prinz Harry. Zehn Stunden sei Meghan am Vortag weg gewesen, erzählt der Ex-Royal ihr. Sie war beim Fotoshooting für die Ausgabe des Magazins und habe sich danach bei ihrem Mann ausgelassen. „Sie sagte: ‚Ich bin kein Model'“, erinnert sich Prinz Harry. „Ich sagte: ‚Doch, das bist du, natürlich kannst du ein Model sein.‘ Und sie sagte: ‚Ich bin eine Mutter!‘ Und ich sagte: ‚Du kannst beides sein'“, gibt er das Gespräch zwischen den beiden wider. 

Vergleich mit Nelson Mandela

Doch nicht nur der Kitsch stößt beim Lesen übel auf. An manchen Punkten wirkt die Herzogin geradezu größenwahnsinnig. Zum Beispiel, wenn sie sich an ein Ereignis von 2019 erinnert. Damals sei sie bei der Premiere von „Der König der Löwen“ auf einen der südafrikanischen Darsteller getroffen. „Ich hatte gerade Archie bekommen. Es war so ein grausames Kapitel. Ich hatte Angst, rauszugehen“, erzählt sie. „Er sah mich an, und er war wie ein Licht. Er sagte: ‚Ich möchte nur, dass du weißt: Als du in diese Familie eingeheiratet hast, haben wir auf der Straße genauso gejubelt wie damals, als Mandela aus dem Gefängnis befreit wurde.'“ Im Artikel lenkt die Autorin ein, Meghan wisse natürlich, dass sie nicht gleichzusetzen sei mit Nelson Mandela, der mitverantwortlich ist für das Ende der Apartheid. Aber warum dann trotzdem diese Anekdote? 

Presse Meghan und Harry 2055

Als Fan des Paares war das Porträt an Stellen ernüchternd. Es mangelt vor allem Meghan an Understatement und Eleganz. Die Art und Weise, wie sie wieder und wieder betont, wie groß die Liebe zwischen den beiden ist, erinnert an kitschigste Schmonzetten. Etwas Humor – für den Harry eigentlich bekannt ist – sucht man im Text vergeblich. Nicht nur was die Kilometer angeht haben sich die Sussexes weit entfernt von Großbritannien. Auch ihre Aussagen sind glattgebügelte Hollywood-Zitate. Hätten sie das lieber mal gelassen. 

Verwendete Quelle„The Cut“

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