Die Deutschen werden immer dicker. Vor allem am Bauch haben viele in den letzten Monaten einige Kilos zugelegt. Lange galt, man sollte bei der Ernährung Fett aussparen, wenn man Gewicht reduzieren wolle. Ein Irrglaube.
Die Deutschen sind dicker geworden in den letzten Monaten. Man sieht es auf den ersten Blick. Im Durchschnitt fünf Kilo hat jeder und jede während der Corona-Pandemie im Durchschnitt zugelegt. Das ist eine ganze Menge. Vor allem, weil das meiste davon am Bauch gelandet ist.
Es gibt Stellen am menschlichen Körper, da ist es im Grunde egal, wie viel Fett sich dort anlagert. Po und Oberschenkel zählen zum Beispiel dazu. Beim Fett dort handelt es sich in der Regel um das sogenannte Unterhautfett. Es hält uns warm – und bei Frauen dient es als Speicher etwa für Schwangerschaften. Es mag zwar viele optisch stören – aber ungesund ist dieses Fett nicht. Ein Po wie Kim Kardashian ihn hat, löst keinen Herzinfarkt aus.
Ganz anders das Bauchfett. Es lagert sich in der Bauchhöhle an und umschließt wichtige Organe. Vor allem ist es sehr stoffwechselaktiv und sondert unzählige Botenstoffe ab. Diese stehen im Verdacht, im ganzen Körper kleine Entzündungen auszulösen, die wiederum als Auslöser für Herzkreislaufkrankheiten, Diabetes Typ 2 oder Arteriosklerose gelten. Keine Überraschung also, dass das sogenannte „viszerale Fett“ wohl auch daran schuld ist, dass jeder Vierte über 40 Jahre an einer Fettleber leidet. Tendenz steigend.
Die Ursache ist schnell gefunden: Vor allem ungesunde Ernährung ist ein wichtiger Treiber hinter den dicken Bäuchen. Wir Menschen sind Allesfresser. Wir können vielerlei Nährstoffe tierischen und pflanzlichen Ursprungs verwerten. Manche bekommen uns gut, manche machen uns krank. Fette stehen seit vielen Jahre per se unter dem Verdacht, uns besonders dick zu machen. Sie lösen das sogenannte metabolische Syndrom aus, auch tödliches Quartett genannt, so wird vermutet. Das ist eine üble Mischung aus Bauchfett, Bluthochdruck, Fettstoffwechsel und erhöhtem Blutzuckerspiegel, die meist tödlich endet.
Lange galt: Fett macht fett
Deswegen galt über viele Jahrzehnte der Expertenrat: Fette soll man, wann immer es geht, meiden. Aber sind wir davon dünner und gesünder geworden? Nein, im Gegenteil. Das durchschnittliche Körpergewicht in Deutschland ist stetig gestiegen, die Bäuche wurden immer dicker. Irgendwann schlichen sich Zweifel an den starren Regeln ein. Wissenschaftler und Mediziner unterschieden plötzlich zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren – die einen sollten besser sein als die anderen. Statt Fett sollten stärkehaltige Lebensmittel gegessen werden. Die Datenlage dahinter? Sehr dünn.
Fett macht fett? Die Antwort heute ist eindeutig: Nein! Die Zahl der Übergewichtigen hat so dramatisch zugenommen, weil Fett durch hochverarbeitete Kohlenhydrate ersetzt wurden. Und die werden vom Körper viel, viel schneller verdaut. In Weißbrot zum Beispiel sind leicht verdauliche Kohlenhydrate enthalten, die nach einer Reihe von Stoffwechselreaktionen erst den Blutzuckerspiegel nach oben treiben – und dann wieder schlagartig fallen lassen. Der Heißhunger ist so programmiert.
Die Verdauung von Fetten dauert länger
Ganz anders Fett: Die Fettmoleküle liegen eng aneinander und müssen erst mühsam in Magen und Darm aufgespalten werden. Das braucht Zeit und so liegen sie im wahrsten Wortsinne länger im Magen und machen auch nachhaltiger satt. Außerdem werden während der Verdauung Hormone gebildet, die sättigen. Fett ist auch ein überlebenswichtiger Stoff für den menschlichen Körper. Nur damit kann er bestimmte Hormone bilden, manche Vitamine und Mineralstoffe könnte er nicht aufspalten. Außerdem sind Fette wichtig für das Immunsystem.
Die traditionelle mediterrane Küche enthält viele vor allem ungesättigte Fettsäuren. In einer großen Studie wurde vor einigen Jahren nachgewiesen, dass die Teilnehmer, die täglich entweder eine zusätzliche Portion Olivenöl oder Nüsse aßen, gegenüber denen mit einer fettreduzierten Ernährung, ein um 30 Prozent niedrigeres Risiko für Schlaganfälle hatten. Olivenöl mit seinen Ölsäuren gilt inzwischen als echter Gesundmacher. Es gibt nicht wenige Experten, die deswegen empfehlen, täglich bis zu zwei Esslöffel davon zu konsumieren. Insgesamt konnte man inzwischen sehr gut nachweisen, dass die mediterrane Ernährung sich extrem positiv auf das Gewicht auswirkt. Viel besser als Diäten übrigens – und noch dazu ganz ohne JoJo-Effekt. Auch gilt sie nach neusten Studie als die beste Ernährungsweise, um das krankmachende Bauchfett loszuwerden.
Ungesättigte Fettsäuren steht aber immer noch im Ruf, ein krankmachendes Teufelszeug zu sein. Zu Recht? Nicht unbedingt, es gibt auch hier inzwischen erheblichen Zweifel. Eine große Studie der Universität Kopenhagen konnte keinen Zusammenhang zwischen ungesättigten Fettsäuren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweisen. Weitere Untersuchungen sind aber noch notwendig.
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