EM 2024: Die Ukraine fährt nach Hause – das bitterste Ausscheiden der EM

Nach der Vorrunde ist die EM für die Ukraine beendet. Ein unheimlich bitteres Ausscheiden – nicht nur aufgrund des Kriegs in der Heimat, sondern auch wegen des Turniermodus.

Die Tabelle lügt nicht, heißt es so schön im Fußball. Und auch in der EM-Gruppe E spricht die Tabelle die Wahrheit schonungslos aus: Die Ukraine steht auf Platz vier und scheidet als Letzter in der Vorrunde aus. Verdient, könnte man meinen. Doch ein genauerer Blick auf die Umstände zeigt, wie bitter das Aus für die Ukraine wirklich ist.

Ein schlechtes Turnier haben die Ukrainer nämlich keineswegs gespielt. Nach dem Fehlstart gegen Rumänien (0:3) kämpften sie sich ins Turnier, drehten die Partie gegen die Slowakei (2:1) und holten gegen die notorisch hoch eingeschätzten Belgier ein 0:0, bei dem sie in der Schlussphase sogar Chancen auf einen Sieg hatten. Macht insgesamt vier Punkte – und damit einen mehr als die Ausbeute von Slowenien in Gruppe C, das aber dennoch im Achtelfinale steht. 

EM 2024: Ukraine besser als ein Gruppendritter

Grund dafür ist die nicht unumstrittene Gruppendritten-Regelung: Die vier besten Dritten der Vorrundengruppen kommen eine Runde weiter. Die Möglichkeit, dass auch ein Gruppenvierter zu einer bessere Vorrundenausbeute kommen könnte als ein eigentlich qualifizierter Drittplatzierter, hat die Uefa anscheinend nicht bedacht – oder einfach ignoriert. Sogar ein Zweitplatzierter, nämlich Dänemark, steht punktemäßig schlechter da als die Ukraine.

Wenn man die Mannschaften schon über die Gruppen hinweg vergleicht, erscheint nach jeglichem Fairness- und Leistungsgedanken jedenfalls logischer, die Ukraine auch als Vierten ins Achtelfinale einziehen lassen. Auch wenn Trainer Serhij Rebrow die Lage nüchtern akzeptierte: „Wir wussten von Anfang an, dass es so ausgerechnet wird.“ Mehr kann ein Ausscheiden kaum weh tun: Die Ukraine muss nach Hause fahren.Ode an den Nachmittag 1555

Der Krieg spielte immer mit

Aber was heißt nach Hause? Aufgrund des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine, der seit fast zweieinhalb Jahren tobt, können viele Spieler nicht in ihre Heimat zurückkehren. Trotz aller Versuche, gerade auch im Sport ein wenig Normalität zu schaffen: Der Krieg spielte immer mit. Für Trainer Rebrow und seine Mannschaft ging es um mehr als Punkte und Tore, sie wollten ihren Landsleuten Hoffnung, Ablenkung und Grund zur Freude schenken. Eine Mission, die für ein Fußballteam auch schnell zur erdrückenden Bürde werden kann.

Umso höher ist die Leistung der Spieler, trotz dieser mentalen Belastung eine starke Europameisterschaft zu spielen, einzuschätzen. Und umso mehr hätte man der Ukraine den Einzug ins Achtelfinale gegönnt – erst recht, weil sie das Weiterkommen auch sportlich verdient gehabt hätte.

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