Königin Elizabeth II.: Trauer um die Queen: Warum ihr Tod uns so berührt, obwohl wir sie nicht persönlich kannten

Queen Elizabeth II. ist gestorben – und die Welt ist in Trauer. Viele Menschen trauern um die verstorbene Monarchin, obwohl sie sie nicht persönlich kannten. Warum ist das so?

Weinende Menschen, die sich in den Armen liegen, versammeln sich seit Donnerstagabend vor dem Buckingham Palast in London, um der verstorbenen Queen Elizabeth II. ihren Respekt zu erweisen und der Königsfamilie ihr Mitgefühl auszudrücken. Überall auf der Welt zeigen sich die Menschen erschüttert über den Verlust der Monarchin.

Oft ist dabei auch die Rede von „tiefer Trauer“. Und, wenn man sich die Bilder von den Reaktionen auf die Todesnachricht ansieht, dann bekommt man schnell den Eindruck: Viele Menschen trifft das Ableben der 96-Jährigen tatsächlich bis ins Mark. Und das obwohl sie die Queen – höchstwahrscheinlich – nicht persönlich kannten.

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Warum wir um Prominente trauern

Es ist ein Phänomen, das wir bereits von anderen Todesfällen bekannter Persönlichkeiten kennen. Sei es der Tod des Musikers Prince im Jahr 2016, das Ableben des Modeschöpfers Karl Lagerfeld im Jahr 2019 oder der kürzliche Unfalltod der US-Schauspielerin Anne Heche – all diese Nachrichten haben eine Welle der Trauer ausgelöst, weit über den Bekanntenkreis der Verstorbenen hinaus.

Aber warum macht uns der Tod einer Person, die wir nicht persönlich kennen mitunter traurig? Der Psychotherapeut und Autor Dr. Christian Lüdke hat das im Gespräch mit „Bild“ einmal so erklärt: „Das Zauberwort heißt hier Identifizierung. Ähnlich wie Eltern, Freunde, Lehrer oder andere Bezugspersonen sind bestimmte Prominente für uns in bestimmten Lebensphasen wichtige Menschen.“

Das Ende einer Ära

In Bezug auf die Queen kann man bei den meisten Menschen sogar von einem ganzen Leben sprechen. In Deutschland leben aktuell 718.000 Menschen, die 90 Jahre oder älter sind. Für alle anderen war Queen Elizabeth II. mindestens die Thronfolgerin in Großbritannien, die meisten Menschen aber kennen kein Vereinigtes Königreich ohne eine Queen auf dem goldenen Thron.

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Damit ist ihr Tod für uns alle das Ende einer Ära, eine große Veränderung. Und auch, wenn wir diese nicht unmittelbar spüren, wirkt sie sich dennoch auf den ein oder anderen von uns aus – und das kann sich auch in Trauer äußern. Psychotherapeut Lüdke sagte dazu: „Wir tun uns selbst leid, weil wir den Promi ja nicht kennen. Aber wir kennen unser Gefühl, das er uns vermittelt hat. Daher trauern wir ein bisschen auch um uns.“

Natürlich spielt auch das Mitgefühl für den Verlust der Königsfamilie dabei eine Rolle. Aber: Die negativen Gefühle des Verlustes entstehen, weil wir etwas verlieren, das wir mit der Queen verbunden haben. Und in Zeiten, wie diesen ist das streng genommen auch kein Wunder: Durch die Coronavirus-Pandemie, den Ukraine-Krieg und die Klimakrise haben wir uns beinahe an Trauer und Verluste gewöhnt. Während aber nach und nach alles sicher Geglaubte wegbrach, blieb die Queen gefühlt standhaft.

Das Problem mit Veränderungen

Trauer setzt oft dann ein, wenn Konstanten in unserem Leben wegbrechen. Für viele Menschen weltweit war die Queen eine solche. Mehr als 70 Jahre auf dem Thron sitzend hat sie etliche Krisen überstanden und so den Menschen Hoffnung gegeben. Eine Form der Zuversicht, die viele Menschen derzeit vergeblich suchen. Der Tod der Queen zeigt ihnen vielmehr eine andere Tatsache, die wir nur zu gerne verschweigen: Alles ist vergänglich.

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Grundlegende Veränderungen und die Vergänglichkeit des Lebens sind Themen, vor denen viele Menschen nur zu gerne die Augen verschließen. Das ist auch kein Wunder, denn sie gehen meistens mit einem Abschied einher. Und damit wären wir wieder bei der Trauer um die Queen, die nach 96 Lebensjahren nun gestorben ist. Eine Trauer, die vor allem durch den Verlust geprägt ist, den dieser Tod mit sich bringt. Denn mit der Queen geht auch ein Funken Hoffnung drauf, dass irgendwas auf der Welt für immer ist.

Die gute Nachricht zum Schluss: Man kann lernen, mit der Trauer umzugehen – unabhängig davon, wo die Ursache dafür liegt. Wie das funktioniert, das erfahren Sie hier.

Quelle: Lexikon Trauer, Interview mit Christian Lüdke in der „Bild“

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