Im Dezember 1996 wird eine männliche Leiche in einer stillgelegten Kiesgrube im Kreis Kleve entdeckt. Jahrzehntelang bleibt der Fall ungelöst. Bis die Polizei mit neuer Technik ein Phantombild erstellen kann. Am Mittwoch ist der Fall Thema bei „Aktenzeichen XY gelöst“.
Es ist der 8. Dezember 1996, als ein Jäger am Abhang einer stillgelegten Kiesgrube bei der nordrhein-westfälischen Gemeinde Rheurdt-Schaephuysen am Niederrhein eine nackte männliche Leiche findet. Der unbekannte Tote liegt schon länger dort. Sein Körper ist übel zugerichtet. Offenbar starb er durch Gewalteinwirkung. Alleine 16 Schläge auf den Kopf zählen die Rechtsmediziner, ein Finger und ein Unterschenkel sind gebrochen.
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Die Ermittler rätseln: Könnte der Unbekannte ein Osteuropäer sein, einer der vielen polnischen Landarbeiter am Niederrhein? Doch trotz intensiver Ermittlungen und einem Aufruf in der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ mit einem gezeichneten Phantombild des Toten im Jahr 1997 kann der Mann nicht identifiziert werden. Auch das Ausloben von 3000 D-Mark Belohnung bringt die Ermittler nicht weiter.
Mordfall wird zum „Cold Case“
Wegen fehlender Ermittlungsperspektiven ruht der Fall, wird zu einem „Cold Case„. Dennoch gerät er bei den Beamten nicht in Vergessenheit. Schließlich bleibt es jahrzehntelang der einzige ungeklärte Mord im Kreis Kleve. Durch neue digitale Bildtechnik gelingt es den Ermittlern mehr als 20 Jahre später, ein neues Phantombild des Opfers zu erstellen. Im August 2019 wird der Fall erneut in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ ausgestrahlt und auch das Phantomfoto gezeigt. Mit Erfolg.
Mehr als 50 Hinweise gehen zu dem Fall „Sandkuhle“, wie ihn die Krefelder Mordkommission mittlerweile nennt, ein. Einige der neuen Spuren ziehen umfangreiche Ermittlungen nach sich, doch nur eine aus dem Raum Aachen erweist sich als Treffer: Ein Mann behauptet, es handele sich bei dem Toten um einen 43-jährigen Wohnmobilhändler, der in Würselen bei Aachen gelebt hatte. Die weiteren Ermittlungen ergeben, dass der Mann nie als vermisst gemeldet wurde, weil mit ihm auch sein VW-Bus und sein Hund verschwunden ist. Da der geschiedene Vater zweier Kinder, verschuldet gewesen sei, habe die Familie angenommen, dass er sich abgesetzt habe. Doch der Anrufer kennt nicht nur das Opfer, sondern auch einen der mutmaßlichen Täter. Sein inzwischen verstorbener Bruder soll geholfen haben, den nun als Wilfried K. identifizierten Mann, zu töten.
Fall „Sandkuhle“ auch Thema bei „Aktenzeichen XY…gelöst!“
Im September 2020 können die Ermittler dann auch einen Hauptverdächtigen festnehmen. Der 51-Jährige soll damals zusammen mit dem in der Türkei tödlich verunglückten mutmaßlichen Mittäter in der Werkstatt des Opfers gearbeitet haben. Ihren Chef sollen die Männer in dessen Wohnung in Aachen aus Habgier getötet haben – wegen 5000 D-Mark. Während der später gestorbene Mittäter (damals 26) mehrfach mit einem Hammer zugeschlagen haben soll, soll der andere Täter das Opfer mit einem Seil zu Tode gedrosselt zu haben. Vor dem Landgericht Aachen wird er im Mai 2021 wegen Mordes aus Habgier zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Am Mittwoch (5. Juli) wird dieser und ein weiterer Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY gelöst“ (20.15 Uhr) thematisiert. Moderator Sven Voss macht sich auf die Reise und zeichnet den Weg bis zur Aufklärung des Mordes nach. Von der jahrelangen, erfolglosen Suche nach der Identität des Opfers bis hin zur Wiederaufnahme des Falles durch die Cold-Case-Unit beim LKA Nordrhein-Westfalen und der Verurteilung eines Mörders. An tatrelevanten Orten spricht er mit Kriminalbeamten und Staatsanwälten über die schwierigen Ermittlungen.
Sehen Sie im Video: Nach mehr als 30 Jahren haben Ermittler in Indiana einen „Cold Case“ geknackt. DNA-Spuren halfen dabei, die Identität des sogenannten „I-65-Killers“ festzustellen. Der Mann hatte drei Frau ermordet. Zudem werden ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
Quellen: ZDF, Polizei Aachen, Polizei Krefeld, DPA
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