„Die Stunde Null“: „Im nächsten Jahr werden noch manche Unternehmen an die Wand fahren“

„Viele Manager hatten im Aufschwung mehr Glück, als sie dachten“, sagt Guido Happe. Er Gründer der Board Academy, einem Netzwerk für Aufsichtsräte und Führungskräfte. Im Podcast „Die Stunde Null“ erklärt er in deutlichen Worte, wie Corona unsere Karrieren verändert.

Die Corona-Krise hat zahlreiche neue Begriffe nicht nur in die Alltags- sondern auch in die Managementsprache gebracht – „The New Normal“ zum Beispiel. Oder: „auf Sicht fahren“. Für viele Karrieren ist diese Krise ein prägendes Ereignis. Sie kann eine Chance sein oder ein Sprungbrett, sie kann einen Wechsel oder Wendepunkt bedeuten, manchmal auch einen Bruch oder ein jähes Ende.

„In dieser Krise lernen sich Führungskräfte ganz neu kennen“, sagte Guido Happe, Gründer der Board Academy, einem Netzwerk für Aufsichtsräte und Führungskräfte, in der neuen Folge des Podcasts „Die Stunde Null“ (Capital, n-tv, Stern). „Die Mitarbeiter werden sensibler, die Wortwahl wird wichtiger, man muss aufpassen, was man sagt, die Kommunikation wird feingliedriger.“ Geschäftsführe und Vorstände müssten viel mehr Offenheit zeigen und mehr Details kommunizieren, nicht nur Ziele definieren, sondern immer neue Annahmen und Szenarien. Das sei die Herausforderung.

Guido Happe ist Personalberater, sitzt selbst in einigen Aufsichtsräten und hat über sein Netzwerk zahlreiche Einblicke in Unternehmen und Branchen. „Ich habe viele Geschäftsführer kennen gelernt, die kennen Krise gar nicht“, sagte er – hinter der deutschen Wirtschaft liegt eben ein Jahrzehnt des Aufschwungs. „Da hatten viele Manager vielleicht auch mehr Glück als sie dachten.“

Die Board Academy wurde 2009 gegründet, um die Arbeit in den Gremien zu professionalisieren, Aufsichtsräte besser zu besetzen und den Austausch zwischen Vorständen und Aufsehern zu verbessern. Schon im Frühjahr hatte Happe kritisiert, dass viele Manager sich „hinter der Corona-Krise verstecken“ und sie als „taktische Tür“ benutzen würden. Wichtig sei jetzt, die gesamte Organisation zu hinterfragen, nicht nur die Prozesse –  und ob wirklich die richtigen Mitarbeiter an der richtigen Stelle sitzen.

In vielen Unternehmen, bei Aufsichtsräten, Vorständen, aber auch bei den Gesellschaftern beobachtet Happen immer noch „eine große Anspannung“. „Im ersten Quartal des kommenden Jahres werden meiner Erwartung nach noch viele Unternehmen an die Wand fahren“, sagte er. „Zu viele Unternehmen arbeiten noch nicht mit Szenarien, sondern mit der Hoffnung, dass alles bald vorbei ist – und versuchen finanziell über Runden zu kommen.“

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