„The Masked Singer“: Bis auf die Knochen – Favoriten-Finish im Finale

Die Letzte wird die Erste sein: In allen Runden zuvor war das Skelett zum Schluss aufgetreten, hatte dabei immer wieder überzeugend abgeliefert. Der Showdown machte da keine Ausnahme, auch wenn Opdi mal kurz handgreiflich wurde.

Grande Finale bei der zweiten großen Mummenschanz-Sause des Jahres, „The Masked Singer„, und wer sich beim Blick auf die offizielle Spielzeit von 255 (in Worten: zwei-hundert-fünf-und-fünzig) beim Getränkedienst noch schnell flügelverleihende Substanzen bestellt hatte, um den Marathon durchzustehen, der durfte feststellen: So schnell können mal eben etwas mehr als vier Stunden vorbeirauschen, wenn es kurzweilig zugeht. Oder um es mit Bülent Ceylan zu sagen: Megaschön. Megageil. So geil. Einfach nur geil. Echt jetzt. Nur geil.

Erst im April hatte die diesjährige Staffel der ProSieben-Show „The Masked Singer“ ihren Abschluss – und in „Fauli“ Tom Beck einen würdigen Sieger – gefunden. Eine nachvollziehbare Entscheidung, in einem Jahr wie diesem gleich noch eine weitere Spielzeit nachzuschieben. Fünf Kombattanten hatten sich im Schweiße ihres verhüllten Angesichts bis in dieses Finale gekämpft: der Anubis, das Alien, das Nilpferd, Familie Erdmann und, last but not least, das Skelett. Das Prozedere denkbar einfach: Alle gegen alle. Einer fliegt raus. Halbfinale. Zwei fliegen raus. Finale. Sieg. Da ist das Ding. Konfetti und Pokal. Aber bis dahin, noch einmal Uhrenvergleich, sollten bummelich vier Stunden vergehen.

„Die härteste Nummer im Fernsehen“

Als erstes rabaukte sich der Anubis durch Papa Roachs „Last Resort“, der unterzuckerte Totengott und das vielfache F-Wort, irgendwie eine passende Kombination. Bei Bülent – „ich bin geflasht“ – blinkte umgehend der Mosh-Radar. Für Gastjuror Tom Beck, vor einem halben Jahr als Faultier auf dem Siegerpodest, direkt ein erster Verdachtsmoment: Bist du Klaas? Eine Frage, die natürlich vorerst unbeantwortet blieb, ebenso wie die ans nachfolgende Alien, diesmal mit an Spiralnudeln gemahnenden Lockenwicklern auf dem Haupt, ob sich Luke Mockridge unterm blauen Pelz befinden würde.PAID STERN 2020_15 Dua Lipa 7.30 Uhr

Bülent war da schon ein Stück weiter, haute den Namen Alec Völkel raus, weil es sich bei einem derart gitarreschwingenden Vortrag von Foo Fighters „Best Of“ nur um einen „Mettler“ handeln könne. Ein Terminus, der schon in den letzten Sendungen Rätsel aufgab. Mettler, Mettler, was kann das sein? Klingt wie der Wendler, nur mit Mett halt. Alles falsch. Metal ist gemeint, ein Metaller. Oder eben ein Mettler, wie der Alec Völkel von BossHoss.

Mit Nilpferd und Familie Erdmann folgte die Niedlich-Fraktion. Bei beiden sollten sich die zunehmend verhärteten Gerüchte als wahr erweisen. Nicht nur Sonja Zietlow, sondern in Teilen auch ihre Beisitzer, vermuteten die Katze, Daniela Katzenberger, und Lukas Cordalis unterm Fell. Und siehe da, nachdem das Skelett sich zwischen Zombieballett und Horrorkulisse durch Christina Aguileras „Fighter“ gekämpft hatte, erwischte es im ersten Play-off die Erdfrau und den Erdmann, und siehe da: Die Katze und der Cordalis waren es tatsächlich. Während Lukas noch echte Gefühle analysierte – „die härteste Nummer im Fernsehen“ – war die Liebste schon ein Stück weiter: „Wenn isch auch net singe kann, mim Arsch wackeln, desch kann isch.“ Und damit wieder zurück ins Erdreich, werte Scharrtiere.

Im ersten Halbfinale trafen dann zunächst die guten A’s aufeinander, Anubis versus Alien, ein Duell auf Knopfaugenhöhe mit Songs, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten – Rammsteins „Sonne“ gegen Simon & Garfunkels „Sounds Of Silence“. Beim rammsteinigen Röhren des Anubis tanzte Bülent endgültig auf dem Tisch, beim Alien dann einstimmiges Urteil: So geil. Das muss jetzt aber wirklich Alec, das alte Lasso, sein. (Spoiler-Alert: War er dann ja auch). Zunächst aber ging, etwas überraschend, der Anubis wie ein Ägypter, nach Hause nämlich. Die Vermutungslage nach einem halben Dutzend Shows und der mittlerweile fast völlig entleerten Bülent-Bazooka gut aufgeklart: Auf Ben Blümel hatten Tom und Sonja getippt und richtig gelegen. Big Ben freute sich am meisten darüber, in dieser Show all die Songs mal gesungen zu haben, die er sonst nirgendwo singen durfte. Warum das durchweg so überzeugend klang? „Ich hab’ ja auch mal Rock’n’Roll gemacht“, seine Antwort. „Aber mit Pop eben Kohle verdient.“ So einfach ist das manchmal.

Und der neue „Masked Sieger“ ist …

Zwischen Rock und Pop dann auch das zweite Halbfinale. Erst soulte sich das Nilpferd durch Tina Turners „Simply The Best“, anschließend filetierte das Skelett Christina Aguileras „Reflections“. So „hübsch, toll und beweglich“ sich „Nili“ auch gab, gegen den Knochenpogo seiner Kontrahentin konnte Nelson Müller, ups, jetzt ist rausgerutscht, nichts ausrichten. Das Nilpferd also, ein Verdacht, der sich Sendung um Sendung erhärtet hätte, ein TV-Koch mit ordentlich Geschmacksverstärker in der Stimme. „Du Drecksack“, entfuhr es da Bülent Ceylan. „Wir waren bei Eckart Hirschhausen zusammen und du hast nichts gesagt.“ Tja, so sind „de Regln“ nun mal.Masked Singer Finale Promis_16.40Uhr

Tom Beck, auf den letzten Metern vor der Ablösung als „Masked Sieger“, sah selbige etwas lockerer. Hatte im Vorfeld seinem Verdacht in puncto Alien nachgegeben und Luke Mockridge eine SMS geschickt. Dessen sprachnachrichtliche Antwort klang zwar einigermaßen außerirdisch, aber das Alien war dann doch, es wurde hier ja schon angedeutet, Alec „Boss Burns“ Völkel, der jedoch im Finale letztlich auch keine Chance gegen das Skelett hatte. Galt es also nach der Befreiung des „Mettlers“ aus der „400-Grad-Polyesterhülle“ noch das Geheimnis um die stimmstarke Knochenlady zu lösen. Ein Name, der immer wieder gefallen war, war der von Sarah Lombardi. Und tatsächlich, als sich irgendwann, nachts um kurz nach halb eins, der Kopf vom Rumpf löste, kam darunter die strahlende Sarah zum Vorschein. 

Die war so überglücklich, dass sie nicht einmal der mittlerschwere Opdi-Übergriff – „ich muss dir mal kurz unter den Rock fassen“ – schockieren konnte. War ja auch eh nur der abgefallene Sender. Und der musste natürlich wieder montiert werden, denn erst gibt es den Pokal, dann wird nochmal gesungen. Es knallt die Konfettikanone, „da ist das Ding“, gratuliert Tom Beck seiner Nachfolgerin. Herzlichen Glückwunsch zum verdienten Sieg, Frau Lombardi, auch wenn es, wissen wir ja, eben kein Gesangswettbewerb ist. Kurzweilig war es, Spaß gemacht hat es. Und irgendwo näht ein tapferes Schneiderlein bestimmt schon an neuen Kostümen. Wetten, dass ..?

Posts aus derselben Kategorie: