In einer Untersuchung hat sich die Entwicklungsorganisation Oxfam den konsumbedingten CO2-Ausstoß in der EU zwischen 1990 und 2005 genauer angeschaut. Inwiefern das Einkommen bei den Emissionen eine Rolle spielte, lesen Sie hier.
Stimmt es, dass die Reichen in der EU ihren CO2-Ausstoß gesteigert haben?
Ja. Die konsumbedingten Emissionen der reichsten zehn Prozent der EU-Bevölkerung stiegen zwischen 1990 und 2015 um drei Prozent. Diejenigen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen reduzierten dagegen ihren CO2-Ausstoß, so eine Studie der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam.
Das reichste Prozent der EU-Bevölkerung steigerte in den 25 Jahren seine konsumbedingten Emissionen sogar um fünf Prozent. Dagegen reduzierte die ärmere Hälfte im selben Zeitraum ihre Emissionen um fast ein Viertel (24 Prozent). Auch die 40 Prozent mit mittlerem Einkommen senkten ihren CO2-Ausstoß, allerdings nur um 13 Prozent.
Für die im Dezember 2020 zusammen mit dem Stockholm Environment Institute veröffentlichte Studie wurden die konsumbedingten Emissionen verschiedener Einkommensgruppen in der EU zwischen 1990 und 2015 eingeschätzt. Als konsumbedingte Emissionen werden, vereinfacht gesagt, sämtliche Emissionen bezeichnet, die wir durch unseren Konsum und unseren Lebensstil produzieren. Dabei werden sowohl die Emissionen berücksichtigt, die dadurch im Inland entstehen, als auch die, die durch importierte Produkte im Ausland anfallen. Faktencheck-Erklärkasten_Artikel_lang
CO2-Ausstoß: reiche Länder als Haupttreiber
Allein die reichsten zehn Prozent der EU-Bevölkerung, so die Studie, produzierten mehr als ein Viertel (27 Prozent) der gesamten konsumbedingten EU-Emissionen – genauso viel wie die ärmsten 50 Prozent der EU-Bevölkerung zusammen. Die 40 Prozent mit mittlerem Einkommen trugen 46 Prozent der Emissionen bei. Zusammen war die EU-Bevölkerung für 15 Prozent der weltweiten konsumbedingten Emissionen verantwortlich, obwohl sie nur etwa sieben Prozent der Weltbevölkerung ausmacht.
Dabei gab es bei den einzelnen Mitgliedsstaaten sehr große Unterschiede. Die reichsten zehn Prozent der Menschen in den wohlhabenden und dicht besiedelten Ländern Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich, rund 25,8 Millionen Menschen, waren für mehr Emissionen verantwortlich als die gesamte Bevölkerung von 16 EU-Staaten mit rund 84,8 Millionen Menschen.
Aber immerhin: In den 25 Jahren zwischen 1990 und 2015 reduzierten sich die konsumbedingten Emissionen in der EU insgesamt um zwölf Prozent.
Quellen:Oxfam-Studie: „Confronting carbon inequality in the European Union“ (PDF) / Pressemitteilung Oxfam Deutschland
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