Jüngster Import von US-Events ist der Abschlussball der Schulen. Früher war das eine dürftige Veranstaltung in der Aula, bei der die Schüler endlose Reden über sich ergehen lassen mussten, bevor sie an einem Gläschen Bowle nippen durften. Heutzutage soll der Abend eine rauschende Ballnacht werden. In Deutschland ist das Event-Potenzial des Tages noch nicht ausgeschöpft, doch in Großbritannien werden die US-Verhältnisse längst erreicht – wenn nicht gar übertroffen.
Im britischen „Telegraph“ machte eine Mutter nun ihrem Ärger Luft: Ihre Tochter hatte sich in eine Promzilla verwandelt. In Großbritannien gibt es übrigens nicht nur eine Feier, auch der Abschluss der 10. Klasse muss ausgiebig gefeiert werden, denn dann ist der mittlere Schulabschluss erreicht und das Ende der unschuldigen Kindheit erreicht.
Vom Pferdemädchen zur Kardashian
Undercover Schule 13-00Die Tochter von Louise Atkinson hatte sich bis dahin nur für Ponys interessiert, das glaubte zumindest die Mutter. Doch obwohl der Ball erst im Sommer stattfand, wurde das Familienleben seit September von der 15-jährigen Florence auf das Event hin ausgerichtet. Vor allem ging es um „Das Kleid“ – die Hoffnung der Mutter, mit einem Schnäppchen für 40 Pfund davonzukommen, verflog schnell. Clutch, Schuhe mit mörderischen Absätzen und ein Total-Make-Over inklusive künstlicher Bräune, künstlichen Fingernägeln, Haarverlängerung und professionellem Make-up sprengten das Budget schnell. Entsetzt musste Atkinson zusehen, wie sich ihr Pferdemädchen in eine Kardashian verwandelte.
Wurde die Schulparty erst einmal in eine Prom-Night transformiert, gibt es kein Halten mehr. Die Kleider müssen schöner, die Bälle großartiger und die Limousinen exklusiver sein, die Hackordnung unter den Teenies verwandelt den Ball gnadenlos in eine Materialschlacht. Wenn Tochter Florence in eine glamouröse Clique geraten wäre, hätten durchaus Cinderella-Kleider und die Vorfahrt in einer Märchen-Kutsche auf dem Wunschzettel stehen können.
Die Visagistin der Tochter sagte: „Die Vorbereitung wird mit jedem Jahr schlimmer. Die Mädchen sind kleine Divas – sie üben enormen Druck auf ihre Eltern aus und auf sich selbst. Für sie ist es eine sehr große Sache – als würden sie in der Sendung X-Factor auftreten.“ Fast so wichtig wie der Ball selbst, ist das Vorfahren. Hier hatten die Atkinsons keine Kosten, sie konnten sich einen exklusiven Sportwagen leihen. Die Erziehungsexpertin Tanith Carey sagte dem „Telegraph“: „Die soziale Hackordnung in der Schule kann brutal sein und der Abschlussball rangiert weit über jeder gewöhnlichen Schulparty. Das ist die Möglichkeit für junge Leute ihren Platz an der Spitze des sozialen Totempfahles zu verteidigen oder zu versuchen, ihre Position zu verbessern.“
Genau das Gleiche denkt auch Tochter Florence: „Wenn du außerhalb der In-Gruppe bist, geht es beim Abschlussball nur darum, super auszusehen und dem Rest zu zeigen, dass du nicht so nerdig bist, wie sie gedacht haben. Und wenn du schon beliebt bist, gibt es einen enormen Druck, diesen Ruf zu verteidigen.“
Der Ball verläuft meist enttäuschend
Mieter aus der HölleFür Eltern ist das schwer zu verstehen. Sie kennen den Leistungsdruck der Schule und schätzen ihn hoch ein. Sie erwarten, dass sich ihre Kinder diesem Druck stellen und einen guten Abschluss erreichen. Für den gleichzeitigen sozialen Druck haben sie keine Antenne. Tanith Carey hat keinen anderen Rat an Eltern, als sich in ihr Schicksal zu fügen. Aber sie sollten ein Budget festlegen: „Wenn sie die Ausgaben begrenzen, helfen sie ihnen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und zu lernen, dass Ausgaben nicht bodenlos sein können.“
Ganz wichtig sei auch, den Nachwuchs schonend darauf vorzubereiten, dass das Erlebnis des Abends wahrscheinlich in keinem Verhältnis zum Aufwand stehen werde.
So war es auch bei Atkinsons Tochter Florence. „Der eigentliche Abschlussball war ein kompletter Anti-Höhepunkt“, fasst sie das so heiß ersehnte Event zusammen. „Das Essen war schlimm, wir waren viel zu sehr von den Lehrern eingeschüchtert, um locker zu tanzen. Wenn ich zurückblicke, denke ich, dass all dieser Stress, die Vorbereitung und die Ausgaben ganz sinnlos waren.“
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