Robert Koch-Institut: Atemwegsinfekte aktuell über dem Niveau von schweren Grippewellen

Husten, Schnupfen, wunder Hals – aktuell plagen sich viele Deutsche mit solchen Symptomen. Manche Menschen müssen wegen Atemwegsinfekten im Krankenhaus behandelt werden. Die Covid-19-Zahlen bleiben dagegen stabil.

Nach zwei Wintern mit weniger Erkältungs- und Grippeviren im Zuge der Corona-Pandemie sind in Deutschland derzeit außergewöhnlich viele Menschen wieder davon betroffen. „Die Anzahl der Krankenhauseinweisungen mit schwerer akuter Atemwegsinfektion liegt insgesamt auf einem hohen Niveau, vergleichbar zum Wertebereich auf dem Höhepunkt früherer Grippewellen“, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Covid-19-Wochenbericht von Donnerstagabend.

Das RKI unterstreicht, dass für vorige Woche eine Zahl von insgesamt 9,5 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung angenommen werde – das sei über dem Niveau der Vorjahre zum Höhepunkt schwerer Grippewellen. Die Zahl der Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen wird auf zwei Millionen geschätzt – so viel wie „sonst nur in Spitzenwochen starker Grippewellen“. Neben verstärktem Transmissionsgeschehen könne der Wert aber auch damit zusammenhängen, dass Menschen bereits mit milden Symptomen zum Arzt gehen, hieß es.

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So viele Influenzafälle wie in starken Grippewellen

Bei rund 330 stichprobenartig untersuchten Patientenproben aus Arztpraxen zeigte sich, dass vorrangig Grippe, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und „zu einem geringeren Teil“ Corona vorkamen. Das vollständige Geschehen lässt sich kaum erfassen.

Unterdessen ist ein Beginn der befürchteten Corona-Winterwelle in diesen Daten bisher nicht sicher ablesbar. Das RKI schreibt zwar von einer Zunahme der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche um acht Prozent. Ob es sich dabei um einen Trend handelt, könne aber noch nicht abschließend bestätigt werden. Zuletzt lagen die Werte längere Zeit auf ähnlichem Niveau.

Die Grippewelle in Deutschland hat dieses Mal früh begonnen: nach RKI-Definition in der Woche bis 30. Oktober. In den beiden Wintern zuvor waren Wellen wegen der Pandemie und den dagegen getroffenen Maßnahmen weitgehend ausgeblieben. Experten befürchteten daher mehr anfällige Menschen in der Bevölkerung. Der Höhepunkt von Grippewellen wird normalerweise oft nach dem Jahreswechsel verzeichnet. Der Verlauf einer Saison gilt als schwer vorherzusehen.

FS Spanische Grippe

Schutz vor einer Infektion mit Influenzaviren

Experten empfehlen zum Schutz vor der Grippe eine Impfung – diese kann vor schweren Verläufen der Krankheit schützen. Unser Immunsystem lässt sich zwar nicht wie ein Muskel trainieren, es hat aber trotzdem einen Einfluss darauf, wie vielen und welchen Viren, Bakterien und Keimen wir ausgesetzt sind. „Es gibt so etwas wie ein trainiertes Immunsystem – für andere Infektionen als Corona haben wir das in den letzten zwei/zweieinhalb Jahren nicht ausgebildet. Auch bei jüngeren Menschen könnte deshalb eine Influenza-Infektion schwerer ausfallen“, erklärte Ulf Dittmer, Chefvirologe der Universiätsmedizin Essen, im Gespräch mit dem stern. Er rät deswegen auch jüngeren Menschen zu einer Grippe-Impfung.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Grippeimpfung allen Menschen ab 60 Jahren. Vor allem ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei einer Grippe. Da der Grippeimpfstoff keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Infektion bietet, ist es außerdem wichtig, weiter auf Hygieneregeln zu achten und einen Mindestabstand zu anderen Menschen einzuhalten.

Woran sich eine Grippe erkennen lässt und worauf Erkrankte achten sollten, lesen Sie hier.

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