Pentagon-Chef: USA werden so viele afghanische Helfer ausfliegen wie „möglich“

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat zugesagt, so viele afghanische Ortskräfte aus Kabul auszufliegen wie möglich.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat zugesagt, so viele afghanische Ortskräfte aus Kabul auszufliegen wie möglich. „Wir werden jeden evakuieren, den wir physisch möglich evakuieren können“, sagte Austin am Mittwoch in seinen ersten öffentlichen Äußerungen seit dem Fall von Kabul und der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban am Sonntag. „Und wir werden diesen Prozess so lange fortführen, wie es uns möglich ist.“

Austin machte aber auch deutlich, dass die Uhr tickt: Die Evakuierungsaktion solle so lange laufen, „bis die Zeit ausläuft oder unsere Fähigkeiten auslaufen“, sagte der Verteidigungsminister. US-Präsident Joe Biden hat einen vollständigen Truppenabzug aus Afghanistan bis zum 31. August angeordnet.

Nach dem Fall von Kabul versuchen westliche Staaten derzeit fieberhaft, ihre Staatsbürger, aber auch afghanische Ortskräfte auszufliegen. Allerdings kontrollieren die Taliban die Zugänge zum Flughafen von Kabul. Während die Islamisten westliche Bürger passieren lassen, blockieren sie vielen Afghanen vom Weg zum Flughafen.

Das US-Außenministerium warf den Taliban am Mittwoch vor, „im Gegensatz zu ihren öffentlichen Erklärungen“ ausreisewillige Afghanen nicht zum Flughafen durchzulassen. Die Taliban müssten allen Afghanen, die das Land verlassen wollten, einen sicheren Durchgang „ohne Schikanen“ erlauben, mahnte Vize-Außenministerin Wendy Sherman.

Auch in einem vertraulichen Lagebericht des Bundesverteidigungsministeriums vom Mittwoch für den Bundestag, der AFP vorliegt, heißt es, Zugang zum Flughafen hätten aufgrund der Kontrolle der Taliban derzeit „ausschließlich Personen mit ausländischer oder doppelter Staatsbürgerschaft“.

Pentagon-Chef Austin sagte dazu am Mittwoch, die USA würden in Gesprächen mit den Taliban auf eine freie Durchfahrt für Afghanen pochen. Wiederholt sagte der Verteidigungsminister, es gehe dabei darum, Konflikte zu vermeiden.

Beobachter warnen, dass zahlreiche afghanische Ortskräfte, die den westlichen Streitkräften etwa als Übersetzer gedient hatten, das Land nicht werden verlassen können. Befürchtet werden Vergeltungsaktionen der Taliban, auch wenn diese das bestreiten und sich betont versöhnlich geben.

Die Islamisten hatten inmitten des beinahe abgeschlossenen US-Truppenabzugs die Macht in Afghanistan zurückerobert. In atemberaubendem Tempo nahmen sie eine Stadt nach der anderen ein und zogen schließlich am Sonntag in Kabul ein. Die afghanischen Streitkräfte leisteten so gut wie keinen Widerstand, Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland.

US-Präsident Biden ist angesichts der Rückkehr der Taliban an die Macht massiv in die Kritik geraten. Sein Generalstabschef Mark Milley beteuerte am Mittwoch, ein so rascher Sieg der Taliban sei nicht vorhersehbar gewesen.

„Nichts, was ich oder jemand anderes gesehen hat, hat auf einen Zusammenbruch dieser (afghanischen) Armee und dieser Regierung binnen elf Tagen hingewiesen“, sagte der General an der Seite von Verteidigungsminister Austin. „Die afghanischen Sicherheitskräfte hatten die Kapazität, und damit meine ich das Training, die Größe, die Fähigkeit, ihr Land zu verteidigen. Das ist letztlich eine Frage des Willens und der Führung.“

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